Der Aufstieg der NSDAP
Die Kampfzeit
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Die Ausrichtung der Partei um 1922
Im Jahr 1922 war die NSDAP noch eine kleine Splitterpartei. Adolf Hitler hatte alle anderen Parteigründer herausgedrängt und sich als alleiniger Parteiführer etabliert. Das Parteigeschehen konzentrierte sich auf München und angrenzende Gebiete, in denen allmählich immer mehr Ortsgruppen gegründet wurden.
Die Partei lehnte die Demokratie und einen Aufstieg auf dem demokratischen Weg entschieden ab. Sie wollte keine Wahlkämpfe gewinnen und sich nicht mit anderen Politikern im Reichstag einigen. Sie wollte stattdessen über Gewaltaktionen und Einschüchterung Aufmerksamkeit bekommen. Dadurch sollte die NSDAP als Partei der Macher und nicht der Schwätzer dastehen.
Die Bewaffnung der SA
Schon seit 1920 gab es die Sturmabteilung SA, die sich bei Kundgebungen der NSDAP Saalschlachten und Straßenkämpfe mit politischen Gegnern lieferte.
1922 wurde Hermann Göring als Führer der SA bestimmt.
Ernst Röhm (Bild rechte Seite) wurde mit dem weiteren Ausbau der SA beauftragt. Er wurde als Entwaffnungskommissar eingesetzt und sollte die Entwaffnung der bayerischen Einwohnerwehren kontrollieren, die im Versailler Vertrag verlangt wurde. Er nutzt die Gelegenheit, mit den abgenommenen Waffen die SA aufzurüsten.
Reden und Schlagen
Ein Beispiel für das Vorgehen der SA war der Deutsche Tag in Coburg. Hitler sollte dort auftreten und eine Rede halten.
Er wurde mit Begleitung eingeladen. Als Begleitung wählte er 800 SA-Männer, die in geschlossener Formation in mehreren Runden durch die Stadt zogen und die Konfrontation mit Vertretern der Arbeiterparteien suchten. Es kam zu brutalsten Massenschlägereien. Nach 15 Minuten wäre "nichts Rotes" mehr auf den Straßen zu sehen gewesen. Solche Schlägereien steigerten die Bekanntheit der Partei enorm.
Es gab nun immer mehr immer größere Massenveranstaltungen, in denen Hitler als Hauptredner auftrat. An manchen Abenden besuchte Hitler 10 verschiedene Massenveranstaltungen. Die lange Wartezeit unterstützte den entstehenden Personenkult um Hitler. So berichten ein Augenzeuge von der Atmosphäre vor Hitlers Auftritt:
„Eigne Kampflieder, eigne Fahnen, eigne Symbole, ein eigner Gruß, militärähnliche Ordner, ein Wald grellroter Fahnen mit einem schwarzen Hakenkreuz auf weißem Grund, die seltsamste Mischung von Soldatischem und Revolutionärem, von Nationalem und Sozialem. Stundenlang ununterbrochen dröhnende Marschmusik, stundenlang kurze Reden von Unterführern, wann würde er kommen? War doch noch ein Unerwartetes dazwischengetreten? Niemand beschreibt das Fieber, das in dieser Atmosphäre um sich griff. Plötzlich, am Eingang hinten, Bewegung, Kommandorufe. Der Sprecher auf dem Podium bricht mitten im Satz ab. Alles springt mit Heilrufen auf. Und mitten durch die schreienden Massen und die schreienden Fahnen kommt der Erwartete mit seinem Gefolge, raschen Schritts, mit starr erhobener Rechten zur Estrade.“
Der Hitlerputsch
Die Partei strebte nach Macht und wollte das bestehende System stürzen. Der demokratische Weg, Wahlen zu gewinnen, wurde weiterhin abgelehnt. Die NSDAP wollte ihren Einfluss weiterhin durch Gewaltaktionen ausdehnen.
Am Ende des Jahres 1923 plante die Partei die entscheidende Kraftprobe. In Bayern war Gustav Kahr Ministerpräsident. Dieser sympathisierte mit den Nationalsozialisten. Hitler versuchte, Kahr zum gemeinsamen großen Umsturz zu bewegen, zuerst in Bayern und davon ausgehend auch in ganz Deutschland. Während Gustav Kahr noch zögerte, plante Hitler mit einigen anderen Verbündeten einen Putsch.
Am Abend des 8. November 1923 hielt Gustav Kahr eine Kundgebung im Münchner Bürgerbräukeller. Das gesamte bayerische Kabinett war anwesend, außerdem Vertreter des öffentlichen Lebens. Als Gustav Kahr gerade mit seiner Rede begonnen hatte, stürmten bewaffnete Nationalsozialisten den Saal. Sie forderten die Zusammenarbeit der anwesenden Politiker und schickten diese in einen Nebenraum. Um die Aufmerksamkeit des übrigen Saalpublikums zu bekommen, stieg Hitler auf einen Tisch und schoss mit einer Pistole in die Decke.
Danach erklärte er ruhig seine Pläne. Die Aktion richte sich nicht gegen Kahr, zu dem Hitler größtes Vertrauen hätte. Trotzdem müsse eine neue Regierung gebildet werden. Hitler gab dann bekannt, wer Teil der neuen Regierung ist. Für Gustav Kahr hatte er die Rolle eines Repräsentanten vorgesehen. Er dürfe zwar nichts mehr entscheiden, wäre dann so eine Art König. Hitler selbst hatte für sich natürlich eine Führungsrolle im neuen Staat vorgesehen.
Die Vertreter der bayerischen Regierung durften den Saal verlassen und widerriefen draußen sofort ihre Teilnahme am Putsch. Die Nationalsozialisten verbrachten die Nacht im Bürgerbräukeller und marschierten am nächsten Tag durch München bis zur Feldherrnhalle. Dort wurde der Putsch durch ein Polizeiaufgebot niedergeschlagen. Im Gefecht kamen 4 Polizisten und 16 Putschisten ums Leben. Der Putsch war gescheitert.
Danach wurden die NSDAP und ihre Zeitungen „Völkischer Beobachter“ und „Stürmer“ verboten. Das Eigentum der Partei wurde vorübergehend beschlagnahmt
Die Bestrafung
Im Februar des nächsten Jahres wurden die Verantwortlichen des Putsches vor Gericht gestellt. Die Richter waren ja alle noch in der Kaiserzeit ausgebildet, waren sehr konservativ eingestellt und fällten bei rechtsgesinnten Straftaten sehr milde Urteile. Auch hier blieben sie an der untersten Grenze des Strafmaßes.
Die Hauptverantwortlichen wurden zu einer Haftstrafe von 5 Jahren verurteilt, mussten diese Haftstrafe aber nicht im Gefängnis absitzen, sondern in der Festung Landsberg. Hitler hätte nach der Straftat eigentlich aus Deutschland ausgewiesen werden müssen aufgrund des Republikschutzgesetzes. Das lehnten die Richter aber entschieden ab: Das Deutsche Reich müsse nicht vor jemandem geschützt werden, der so deutsch denkt. Auf der Festung Landsberg bewohnte dann jeder Insasse eine eigene Wohnung mit mehreren Zimmern. Jeder Tag begann mit einem gemeinsamen Arbeitsfrühstück, denn die Häftlinge durften sich innerhalb der Festung treffen und die Tage gemeinsam verbringen.
Die Häftlinge durften außerdem Geschenke entgegennehmen und Besucher empfangen, so dass die gesamte Parteiprominenz mal vorbeischaute und die Festung Landsberg zu einem regelrechten Wallfahrtsort wurde.
Hitler nutzte die Zeit auf der Burg, um den ersten Teil von „Mein Kampf“ zu schreiben. Am 24. Dezember wurde er dann, nachdem er gerade mal ein Jahr seiner 5jährigen Haftzeit abgesessen hatte, aus der Festungshaft entlassen.
Neugründung und Strategiewechsel
Hitler erwirkte sofort beim neuen bayerischen Ministerpräsidenten, dass das Verbot gegen die NSDAP aufgehoben wurde. Es gab eine Veranstaltung zur Neugründung der NSDAP, auf die ein riesiger Andrang herrschte.
Hitler änderte nach dem gescheiterten Putsch nun seine Strategie. Er glaubte nun nicht mehr, nur durch Gewaltaktionen und Einschüchterung an die Macht zu kommen und schlug stattdessen einen legalistischen, also gesetzmäßigen Kurs ein. Der Plan war nun, über die demokratischen Wege in den politischen Einflussbereich zu kommen und dann von dort aus den geplanten Umsturz vorzunehmen. Das langfristige Ziel war immer noch, die Demokratie abzuschaffen und eine Diktatur zu errichten.
Paul von Hindenburg wird Reichspräsident
Im Februar des Jahres 1925 starb der Reichspräsident Friedrich Ebert, so dass ein neuer Reichspräsident gewählt werden musste. Im ersten Wahlgang schickte die NSDAP den ehemaligen General Erich Ludendorff ins Rennen, der aber sehr schlecht abschnitt. Im zweiten Wahlgang wurde Paul von Hindenburg vorgeschlagen, unterstützt und auch gewählt.
Joseph Goebbels
Im Jahr 1925 wurde die NSDAP im Norden des Deutschen Reiches bekannt gemacht und aufgebaut.
Joseph Goebbels wurde Geschäftsführer der "Arbeitsgemeinschaft Nordwest".
Mein Kampf
Band 1
Schon im Juli 1925 war der erste Band von „Mein Kampf“ erschienen. Dieser erste Teil war eine Art Autobiografie und enthielt die sogenannte Parteierzählung, die Hitler auch in seinen Reden brachte, also die Geschichte, wie er die Partei aus dem Nichts groß gemacht hat.
Außerdem beinhaltete Band Eins Hitlers Kriegserzählung, also seine angeblichen Erlebnisse als Frontkämpfer, die aber gelogen waren, da Hitler nie Frontsoldat war. Er konnte sich aber durch diese Lüge geschickt zum Sprecher der Generation der Frontkämpfer stilisieren.
Insgesamt schildert Band Eins von „Mein Kampf“ eine Art politischen Reifeprozess.
Band 2
Während es im ersten Teil um die Vergangenheit ging, ging es in Band 2, der im Jahr 1926 erschien, um die Zukunft und um Hitlers zukünftige Pläne.
- Hitler plante die Zusammenführung aller Deutschen, also die Angliederung bzw. Rückgewinnung bestimmter Gebiete.
- Außerdem sollte die arische Rasse gestärkt werden und mehr Wohnraum bekommen.
- Hitler wollte diesen Wohnraum im Osten gewinnen, durch Krieg mit Russland.
- Die "arische Rasse" wäre von der "jüdischen Rasse" bedroht, deshalb gehörte auch zum politischen Programm, die angebliche jüdische Rasse zu bekämpfen.
- Um das alles umsetzen zu können, müsste erst einmal der Meinungsstreit und das Parteiengezänk unterbunden werden.
Später wurden beide Bände von Mein Kampf zusammengeführt zu einer Volksausgabe. Diese wurde zur Pflichtlektüre und wurde zum Teil auch Hochzeitspaaren im Standesamt überreicht. Hitler verbot den Verkauf aus 2. Hand, damit das Buch nicht auf Flohmärkten verramscht werden würde.
Die Eroberung Berlins
Joseph Goebbels wurde nun zum Gauleiter Berlin-Brandenburg ernannt und bekam die undankbare Aufgabe, den Großraum Berlin für die Partei zu erschließen. Die NSDAP war dort unbedeutend, innerlich zerstritten und für Wähler nicht attraktiv. Goebbels plante eine Art Werbeaktion im wichtigsten Arbeiterviertel Berlins, im „Roten Wedding“. Er organisierte dort eine Kundgebung, in der Goebbels die Arbeiter direkt und kämpferisch ansprach: „Es muss ein neues Deutschland geschmiedet werden, für diese Aufgabe hat die Geschichte dich ausersehen, Arbeiter mit der Stirn und der Faust!“
Begleitend gab es wieder brutale Saalschlachten zwischen SA-Männern und Kommunisten. Es gab viele Schwerverletzte. Die verletzten SA-Männer wurden auf Krankentragen auf die Bühne gezerrt und zur Schau gestellt. Wie geplant waren die Zeitungen am nächsten Tag voll mit Berichten über die Krawalle. Im Berliner Parteibüro stapelten sich die Aufnahmeanträge, allein der SA wollten 500 Mann beitreten.
Die Machtmittel der NSDAP
Die NSDAP hatte nun, im Jahr 1927, schon eine große Menge an Machtmitteln, mit denen sie Einfluss auf die Bevölkerung nehmen konnte.
1. Machtmittel SA, SS und SD
Das wichtigste Machtmittel war die SA, eine Schlägertruppe für Saal- und Straßenschlachten. Besonders für Jugendliche und junge Männer war die offen zur Schau getragene Gewalt anziehend. Die SA war attraktiv für Jungen aus armen Verhältnissen, denn es gab keine sozialen Schranken. Außerdem bekamen Angehörige der SA eine finanzielle Grundversorgung. Im Jahr 1933 gab es 400000 SA-Männer im Deutschen Reich, das war dann schon ein ernstzunehmender Machtfaktor.
Schon 1925 wurde die sogenannte Schutzstaffel SS gegründet. Das war eine spezielle ausgebildete Elitetruppe. Sie sollte in erster Linie Hitlers persönlichen Schutz bei Großveranstaltungen sicherstellen. Die SS war zuerst der SA unterstellt, bekam aber schon bald einen eigenen Reichsführer Heinrich Himmler.
Himmler baute innerhalb der SS einen eigenen Nachrichtendienst, den SD auf.
2. Hitlerjugend (HJ) und Bund Deutscher Mädel (BDM)
Auf dem Reichstag der NSDAP von 1926 in Weimar wurde die Hitlerjugend als Jugendorganisation gegründet. Die HJ organisierte viele Gemeinschaftserlebnisse. Bei den Treffen ging es aber auch um politische Erziehung. Gefolgschaftstreue, Pflichterfüllung und Willensstärke waren die Werte, die vermittelt wurden. Die Hitlerjugend war uniformiert und militärisch organisiert. Es ging ganz klar darum, nationalsozialistischen Nachwuchs heranzuzüchten.
Nach 1933, also nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend für alle 10 bis 18jährigen verpflichtend. Seit Jahr 1930 gab es die parallele Mädchenorganisation Bund deutscher Mädel.
3. Machtmittel Zeitung
Das Informationsmedium der damaligen Zeit war die Zeitung, das Radio setzte sich erst allmählich durch. Die wichtigste nationalsozialistische Zeitung war der Völkische Beobachter, der sei 1925 vom parteieigenen Verlag als Tageszeitung herausgegeben wurde. Ziel des Völkischen Beobachters war nicht Information, sondern politische Hetze.
4. Machtmittel Vorfeldorganisationen
Außerdem gab es sogenannte Vorfeldorganisationen. Das waren nach Berufsgruppen orientierte Vereinigungen, zum Beispiel gab es einen Bund für Juristen, einen für Ärzte, einen für Lehrer. Jeder Bund organisierte sich selbst, aber eben unter dem Dach der NSDAP. Für alle Vorfeldorganisationen stand der Führer an der Spitze, sie waren streng hierarchisch organisiert. Ziel war natürlich, innerhalb einer Berufsgruppe nationalsozialistisches Gedankengut zu verbreiten und Wähler für die Partei zu gewinnen.
Joseph Goebbels im Reichstag
Am 20. Mai wurde Joseph Goebbels in den Reichstag gewählt. In seiner Berliner Zeitung „Der Angriff“ schrieb Joseph Goebbels, wie er über den Einzug der NSDAP in den Reichstag dachte:
„Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit ihrer eigenen Unterstützung lahm zu legen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freifahrkarten und Diäten zu geben, so ist das ihre Sache. Uns ist jedes Mittel recht, den Zustand von heute zu revolutionieren. Wir kommen als Feinde!“