Athen wird Weltmacht

Schule im alten Athen

Eleni und Nikos sind Geschwister. Eleni ist 12 Jahre alt, ihr Bruder ist 14. Ihr Vater Philias ist ein angesehener Handwerker mit eigner Werkstadt auf der Agora in Athen. Mutter Dimitra kümmert sich mit Hilfe mehrerer Sklavinnen und Sklaven darum, dass zu Hause alles in Ordnung ist. 
In einem Handwerksbetrieb beginnt jeder Tag schon sehr früh. Pheistos, der älteste Sklave, wartet schon, auf seinen langen Stock gestützt, vor dem Raum, in dem die Familie soeben das Frühstück beendet hat. Er ist der paidagogos der Familie, der die Aufgabe hat, Nikos zur Schule zu begleiten und darauf zu achten, dass er nicht schwänzt.

Nikos: „Eleni, wo ist meine Wachstafel geblieben, auf der ich für die Schule geschrieben habe? Immer schleppst du meine Sachen fort! Dabei kannst du damit gar nichts anfangen. Schon immer hast du all meine Lese-, Schreib- und Rechensachen versteckt. Was bist du nur für ein Mädchen? Was treibst du mit meinen Sachen? Selbst wenn du die Buchstaben entziffern kannst, wirst du den Sinn nicht verstehen. Vater, habe ich nicht Recht, wenn ich sage, dass Eleni sich mehr der Musik und dem Tanz widmen sollte als dem Lesen? Es gibt einfach Dinge, die den Jungen vorbehalten sind! Eleni, hilf doch lieber der Mutter! In der Küche lernst du, was dein zukünftiger Mann von dir erwartet? 12 bist du schon. Kein Mann wird sich für eine Frau wie dich interessieren.“

Auf Nikos‘ Worte nickte ihm sein Vater anerkennend zu. Dimitra schaut Eleni strafend an. Eleni springt mit Tränen in den Augen vom Tisch auf.

Sie sagte: „Da, da hast du deine Tafel, hier, bitte! Ich wollte doch nur ein wenig lesen üben. Verstehen tu ich‘s wohl! Vielleicht verstehe ich deine Aufzeichnungen nicht mehr, wenn du später auf die Rhetorikschule gehst. Wenn dann dein Sprech-Unterricht beginnt, wo du zu reden lernst, für eure ach so wichtigen öffentlichen Diskussionen… von denen wir ja ausgesperrt sind…“

Vater: „Kinder, es reicht! Eleni, du hilfst deiner Mutter auf der Stelle in der Küche. In zwei Jahren wirst du heiraten und bis dahin musst du es verstehen, richtig zu kochen. Und auch das Spinnen und Weben könnte dir noch besser von der Hand gehen. Und du Nikos, geh zu Pheistos, damit er dich zur Schule geleitet. Ich hoffe, du hast deinen Homer gut auswendig gelernt.“

Das Machtwort des Vaters beendet den morgendlichen Streit und Nikos trottet vor Pheistos her zur Schule. Dieser schleppt die Bücher, die Tafel und ein merkwürdiges Instrument, denn Nikos hat heute in der Schule Musikunterricht.

Unterwegs treffen die beiden noch Nikos‘ Freund Dimitros. Vergessen sind Wachstafeln und Lyra. Auf dem ganzen restlichen Schulweg geht es für die beiden Jungen nur noch um die Disziplinen, die sie heute im Sportunterricht für den Fünfkampf trainieren werden.

Die Erziehung der Jungen

Nikos berichtet: 

Bis wir 7 Jahre alt sind, werden wir im Haus unserer Eltern erzogen. Zum Glück verdient mein Vater genug Geld, so dass ich in die Schule gehen kann. Wegen des hohen Schulgeldes können nur reiche Bürgersöhne in die Schule gehen. Eine Schulpflicht für alle gibt es dann also nicht. 

Zuerst muss man in die Elementarschule gehen. Dort lernt man die wichtigsten Dinge: lesen, schreiben, rechnen. Auch Musik gehört zu den wichtigen Dingen, die wir schon in der Elementarschule lernen. Denn Musik ist der höchste Ausdruck unserer griechischen Kultur!

Die Lehrer sind sehr streng: Wenn ich Fehler mache, schlägt mich mein Lehrer mehrmals kräftig mit dem Stock.

Mit 15 Jahren kann ich dann aufs Gymnasion gehen. Das Wichtigste auf dem Gymnasion ist Sport: Denn Muskelkraft ist bei uns sehr wichtig.

Wir haben in Athen viele Sportzentren. Dort trainieren wir Reiten, Laufen, Werfen, Springen und Ringen oder auch: den Fünfkampf.

Auf dem Gymnasion werden wir aber auch in Musik und Theaterspielen unterrichtet.

Und wer ganz großes Glück hat, darf nach dem Gymnasion sogar noch auf die Rhetorikschule gehen. Dann steht einer tollen Laufbahn in der Politik nichts mehr im Weg. Denn Rhetorik bedeutet „Sprechkunst“. Und die muss man beherrschen, wenn man die Bürger auf der Volksversammlung von seinen Ansichten überzeugen will!

 

Die Erziehung der Mädchen

Eleni berichtet:

  • Bis wir 7 Jahre alt sind, werden wir im Haus unserer Eltern erzogen. Danach dürfen wir Mädchen nicht zur Schule gehen. wir helfen im Haushalt, lernen kochen und spinnen. Mit 14 werden wir verheiratet.



Fragen zum Text

Beantworte die Fragen schriftlich im Hefter in Sätzen.

1. Was war die Aufgabe eines "paidagogos"?
2. Worauf wurde in der Schule geschrieben?
3. In welchem Alter (von wann bis wann) gingen Jungen auf die Elementarschule?
4. Was lernte Nikos auf der Elementarschule?
5. Was tat der Lehrer, wenn Nikos einen Fehler machte?
6. Was wurde auf dem Gymnasien gelehrt?
7. a) Was war die höchste und letzte Schule, die man besuchen konnte?
    b) Was lernte man dort?
8. Was lernten die Mädchen?