Die Familie im Nationalsozialismus

- oberflächlich betrachtet -



So sah sie aus, die Idealfamilie aus dem Dritten Reich. Die Familie war im Nationalsozialismus außerordentlich bedeutsam, denn hier entstanden die so dringend benötigten Nachkommen. Aus der Sicht des Staates war es wichtig, dass jede Familie möglichst viele Kinder hervorbrachte, denn in der Zukunft sollten große Gebiete erobert, besetzt und verwaltet werden. Dafür wurden viele tatkräftige Nachkommen gebraucht. 

Nach außen hin wurde die Familie hoch geschätzt. Kinder sollten ihren Eltern Respekt zollen und ihnen bedingungslos gehorchen. Dem Vater kam die klassische Rolle des Ernährers zu. Meist arbeiteten die Väter lange und schwer, so dass sie für das eigentliche Familienleben keine Zeit und keine Nerven hatten. Die Mutter war es, die sich um den Haushalt um die Kinder kümmerte. Alle hatten in ihren Rollen zu funktionieren.

Ein neues altes Frauenbild

Diese klassische Rollenverteilung war von den Nationalsozialisten genau so gewollt. Man kann von einem regelrechten Rückfall ins vorige Jahrhundert sprechen. Die Emanzipation der Frau, vorangetrieben durch den Ersten Weltkrieg, war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Eine Frau sollte sich nicht im Beruf oder in der Freizeit selbst verwirklichen, sondern umringt von einer großen Kinderschar am Herd stehen und den Haushalt pflegen.
Dementsprechend waren nach der extravaganten, freizügigen Mode der 20er Jahre nun wieder Kittelschürzen, lange Röcke und Blusen angesagt. 

Das Mutterkreuz

Jegliche gesellschaftliche Erwartung an die Frau bestand darin, Kinder zu bekommen - möglichst viele Kinder. Adolf Hitler bezeichnete die Mutterschaft als das „Schlachtfeld der Frau“, auf dem sie genauso ihre Leistung zu bringen hätte wie der Mann auf dem tatsächlichen Schlachtfeld. Und die Mutterschaft der Frauen war genau so auszeichnungswürdig wie die militärische Leistung der Männer im Krieg. Ab 1938 verlieh die NSDAP analog zum "Eisernen Kreuz" das „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter“. 

Das "Ehrenkreuz der deutschen Mutter" war in drei Stufen erhältlich: 

  • Ab vier Kindern erhielten Mütter das bronzene Mutterkreuz,
  • ab sechs Kindern das silberne Mutterkreuz und
  • ab acht Kindern das goldene Mutterkreuz.

Das Mutterkreuz der ersten Stufe in zwei Ausführungen: Anstecknadel und Kette

Die Verleihung durch einen NSDAP-Funktionär

Eine stolze Trägerin
(alle 3 Fotos: Wikipedia)

1939 wurden ca. 3 Millionen Frauen mit dem Mutterkreuz ausgezeichnet - immer im Rahmen einer feierlichen Zeremonie. Für das Tragen des Mutterkreuzes gab es genaue Anweisungen. Es sollte nur bei feierlichen Anlässen getragen werden, nicht jedoch bei der Arbeit oder im Alltagsleben.


Neben der ideologischen Überhöhung der Mutterschaft gab es auch konkrete finanzielle Unterstützung. Ab vier Kindern galt eine Familie als kinderreich und hatte den Anspruch auf Zahlungen.

Es verstand sich von selbst, dass nur „reinrassige“ und „erbgesunde“ Familien förderfähig waren. Denn nur „reinrassige“, also „arische“ und „erbgesunde“ Eltern produzierten ja die Nachkommen, die im Nationalsozialismus als wertvoll angesehen wurden.

Die bäuerliche Großfamilie

Das Ideal der nationalsozialistischen Gesellschaft war die bäuerliche Großfamilie. In der Meinung der nationalsozialistischen Machthaber würde in den dunklen, spartanisch eingerichteten Bauernhäusern das germanische Erbe noch am deutlichsten zutage treten. Hier galten noch die traditionellen Geschlechterrollen (der Mann auf dem Feld, die Frau am Herd), hier erkannte die große Kinderschar ohne Diskussion den Vater als Familienoberhaupt an. Hier zollten die Kinder den Eltern Respekt und erfüllten die ihnen zugewiesenen Aufgaben in der landwirtschaftlichen Produktion. Hier hatte niemand Zeit und Muße, über große gesellschaftliche Fragen nachzudenken oder die Politik zu kritisieren. Das Leben auf dem Bauernhof war von harter körperlicher Arbeit bestimmt, für Gefühlsduseleien, Befindlichkeiten und Gejammer war keine Zeit. Abends traf sich die große Familie am Esstisch und besprach, was heute gearbeitet wurde und was morgen zu tun war. Alle fielen glücklich und erschöpft in ihre Betten. Soweit die Idealvorstellung von der nationalsozialistischen Familie.

Aufgaben:

1. Welchen Wert hatte die Familie im Nationalsozialismus und wie sollte die ideale Familie aussehen?

2. Wie war die Rollenverteilung in der Familie?

3. Warum war Kinderreichtum so wichtig für den nationalsozialistischen Staat?