Auf Sand gebaut

Doch die Explosion von Lebensfreude und Kreativität, das Gefühl von Freiheit und einem neuen Geist hielten nicht lange an.
Denn die "Goldenen Jahre" Deutschlands waren auf Krediten aufgebaut, die Deutschland im Zuge des Dawes-Plans von amerikanischen Banken erhalten hatten.
Doch nach dem New Yorker Börsencrash zogen die amerikanischen Geldgeber das geliehene Geld sofort wieder zurück. Damit war der Aufschwung vorbei, viele rutschten schnell in die Armut ab. 

Die Goldenen Zwanziger dauerten also nur von 1924 (Dawes-Plan) bis 1929 (Weltwirtschaftskrise). Ein messbares Konjunkturhoch gab es in Deutschland sogar nur in den Jahren 1926 bis 1928. Weil der Aufschwung nur auf Kredite aus dem Ausland zurückging, spricht man heute von einer „Scheinblüte“. 


Ein Großstadtphänomen

Auch muss man bedenken, dass auf dem Land und in den Kleinstädten vom wilden Nachtleben, von der experimentellen Kunst oder von der extravaganten Mode gut wie nichts ankam. 




Ein junger Mann aus einem Berliner Arbeiterviertel schrieb über die 20er Jahre:
"Von der kulturellen Metropole Europas merkten wir im Norden Berlins wenig. Die "goldenen zwanziger Jahre" fanden in den Theaterzentren, Galerien und feinen Restaurants statt, waren eine Angelegenheit sensationeller Bälle und Gala der Neureichen, der Nachtlokale und Künstlercafés (...). Der Kulturbedarf der breiten Massen befriedigten das Radio, der neue Unterhaltungsfilm, die Trivialliteratur sowie Revuen und Tanzlokale. Die Schlager (...) halfen Luftschlösser bauen, erleichterten die Flucht aus dem grauen Alltag."*




Trotzdem sind die Goldenen Zwanziger im Gedächtnis geblieben – denn die Filme, Gemälde und Fotografien, die Musik und literarischen Texte dieser Zeit sind bis heute bedeutsam und machen die Faszination dieser Jahre spürbar.

*Quelle: Dieter Burkard u.a.: Zeitreise 3., Klett Schulbuchverlag, Leipzig (2006), S. 27.