Der Anschluss Österreichs


Die Vorgeschichte

Über viele Jahrhunderte gehörten sowohl das deutsche Gebiet als auch Österreich zum Herrschaftsgebiet der Habsburger und waren dadurch lose miteinander verbunden. In den napoleonischen Kriegen traten Deutschland und Österreich als Verbündete auf. Bei der Gründung des Deutschen Kaiserreiches wurde Österreich auf Drängen Preußens hin ausgeschlossen, so dass Deutschland und Österreich faktisch niemals Teil eines gemeinsamen Staates waren. Die gefühlte Verbundenheit war aber groß – sowohl in den napoleonischen Kriegen als auch im Ersten Weltkrieg traten Deutschland und Österreich als Bündnispartner auf.  

 

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg war nicht nur das Deutsche Kaiserreich Geschichte, sondern auch die Herrschaft der Habsburger über Österreich. Viele rechneten mit der Vereinigung beider Staaten. Doch die alliierten Siegermächte fürchteten ein starkes großdeutsches Reich und verboten im Versailler Vertrag den Zusammenschluss. In der Zeit zwischen den Kriegen formierte sich eine Gruppe, die weiter für den Zusammenschluss beider Länder kämpfte.

Wie in Deutschland gab es auch in Österreich eine nationalsozialistische Bewegung und eine Schwesterpartei  der deutschen NSDAP, den „Heimatblock“. Diese Partei wurde im Juni 1933 verboten. 

Am 25. Juli unternahmen österreichische Nationalsozialisten einen Putschversuch, den Adolf Hitler unterstützte. Bei diesem Putschversuch kam der Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ums Leben.

Italien (unter Benito Mussolini) wollte, dass Österreich unabhängig blieb drohte mit militärischem Eingreifen. Im Jahr 1935 kam es dann zu einer Annäherung zwischen dem Deutschen Reich und Italien bzw. zwischen Hitler und Mussolini.

 

Im Januar 1936 signalisierte die italienische Regierung dem deutschen Botschafter in Rom, dass Italien keine Einwände mehr gegen einen Zusammenschluss Deutschlands und Österreich hätte.

Doch nur eine Minderheit der Österreicher wünschten sich wirklich die Angliederung ihres Landes an das Deutsche Reich. 

Pistole auf die Brust

Am 12. Februar 1938 traf Hitler den österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg auf dem Berghof in Bayern. Nach kurzem Geplänkel über die schöne Aussicht kam Hitler sofort zur Sache: Österreichs Lage sei aussichtslos. Österreich wäre völlig isoliert – weder Frankreich noch Großbritannien oder Italien würden für die Rettung Österreichs auch nur einen Finger krümmen. Er, Hitler, hätte keine Geduld mehr und würde nun Tatsachen in Österreich schaffen. Wie einen Schuljungen ließ Hitler von Schuschnigg abtreten und gab ihm bis zum Nachmittag Bedenkzeit.



Am Nachmittag wurde dem österreichischen Bundeskanzler von Ribbentrop und Papen eine Forderungsliste vor:

  • das Verbot der nationalsozialistischen Schwersterpartei „Heimatblock“ wird aufgehoben,
  • die österreichischen Nationalsozialisten werden an der Regierung beteiligt,
  • den Nationalsozialisten wird das Innenministerium und damit die Polizeigewalt übergeben. Bei Ablehnung der Forderungen drohte Hitler mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Österreich.

 

Die Volksabstimmung

Von Schuschnigg entschied sich, eine Volksabstimmung über den geforderten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich durchzuführen. Da die österreichische Jugend nationalsozialistisch geprägt war, hob von Schuschnigg das Wahlalter auf 24 an. Die deutsche Regierung bewachte die Volksabstimmung streng und stellte Fehler in der Wahlvorbereitung fest. Aufgrund dieser Fehler zwangen sie von Schuschnigg, die Volksabstimmung zurückzunehmen.  


Der Einmarsch

Hitler forderte die Übergabe der Regierungsgewalt an den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart und drohte erneut mit dem Einmarsch der Wehrmacht nach Österreich. Von Schuschnigg sah sich gezwungen, zurückzutreten – auch weil ein Hilferuf an die europäischen Mächte erfolglos blieb.

Der österreichische Bundespräsident weigerte sich aber, Arthur Seyß-Inquart als neuen Kanzler zu vereidigen. Daraufhin gab Hitler am 12. März 1938 den Befehl zum Einmarsch ins „Bruderland“.


 


In Österreich stießen die deutschen Truppen auf keinerlei Widerstand. Stattdessen wurden sie mit großem Jubel empfangen. 

Wagenkolonne Hitlers bei Ankunft in Wien

Hitler im März 1938 an der deutsch-österreichischen Grenze

Hitlers Rede auf dem Wieder Heldenplatz am 15. März 1938

Hitler hatte ursprünglich geplant,  das Deutsche Reich und Österreich zu einer „Union“ zusammenfügen, wobei beide Teilstaaten eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt hätten. Doch der Jubel der österreichischen Bevölkerung veranlasste ihn nun, den völligen „Anschluss“ Österreichs umzusetzen. Das entsprechende Gesetz wurde einen Tag nach dem Einmarsch verabschiedet. In Wien wurde der gebürtige Österreicher von einer jubelnden Menschenmasse empfangen. 

In einer Volksabstimmung, die jedoch nicht frei und demokratisch verlief, stimmten laut Angabe der Nationalsozialisten 99,73 % der Österreicher für den Anschluss und 99,01% der Deutschen. Österreich wurde in „Ostmark“ umbenannt, Arthur Seyss-Inquart wurde Reichsstatthalter. 


In kürzester Zeit wurde die „Ostmark“ nach dem Gleichschaltungsprinzip umgestaltet. Die Bilanz des nationalsozialistischen Terrors zwischen dem 12. und dem 22. März 1938: 1742 Festnahmen in der „Ostmark“, 96 Suizide allein in Wien. Sozialdemokraten, Kommunisten und Juden versuchten, schnellstmöglich zu fliehen.

Vor den Augen amüsierter Zuschauer wurden Juden nach der abgesagten Volksabstimmung gezwungen, die Partei-Parolen von der Straße zu wischen (Wien, März 1938)

Aufgaben:
1. Erkläre die Vorgeschichte Österreichs vor dem Ersten Weltkrieg?
2. Wie ging es nach dem Ersten Weltkrieg mit Österreich weiter?
3. Was geschah am 12.  Februar 1938?
4. Warum entschied sich Hitler, die Wehrmacht in Österreich einmarschieren zu lassen?
5. Erkläre, wie der Anschluss Österreichs genau vollzogen wurde bzw. welche Maßnahmen dafür ergriffen wurden.




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Quellen: LEMO und Wikipedia