Ernährung in der DDR


Ein typischer Wochentag in der DDR-Familie

Am Morgen nehmen alle Familienmitglieder ihre Brotbüchsen mit in die Schule und auf die Arbeit. Inhalt: Brote, geschmiert mit Leberwurst und Schmelzkäse. Dazu Apfelstücken und Gurkenscheiben.

Mittags essen die Kinder in der Speisehalle, die Eltern in der Betriebskantine. Das Essen der Kinder kostet nichts, die Eltern müssen für ihre Mittagsversorgung einen kleinen Obolus bezahlen.

An der Essensausgabe der Schulspeisehalle große Enttäuschung – heute gibt es „Tote Oma“: Krümelige Blutwurst, Kartoffeln und Sauerkraut. Das ist nicht jedermanns Sache.

Als Nachtisch gibt es für jedes Kind eine Kuba-Apfelsine. Kaum ein Kind nimmt sich eine aus der Kiste, denn jeder weiß: die Kuba-Apfelsinen lassen sich erstens schlecht schälen und sind zweitens strohig und trocken.

Die Eltern haben mehr Glück: Bei ihnen gibt es heute Königsberger Klopse. Sie lassen sich die Teller vollladen und genießen ihr Mittagessen.

Den Nachmittag verbringen die Kinder im Hort. Als Nachmittagsmahlzeit gibt es heute für jedes Kind eine Flasche Trinkjoghurt. Dessen kräftig rote Farbe soll Erdbeergeschmack vortäuschen. Die Konsistenz des Trinkjoghurts ist klumpig, der Geschmack sehr sauer. 


Erst am Abend ist die Familie zusammen. Es gibt es Brotscheiben mit Wurst und Käse. Die Erwachsenen trinken Schwarzen Tee, die Kinder Brause.

 

Ein typischer Sonntag in der DDR-Familie

Zur Feier des Tages gibt es heute Brötchen und nicht, wie in der Woche üblich, Brot. Für die Brötchen stehen bereit: Marmelade, Pflaumenmus (selbstgemacht), Zuckerrübensirup und Nudossi, die DDR-Nutella-Variante. 

Mutter und Vater trinken Kaffee. Wie immer schimpft der Vater über den scheußlichen Kaffee. Die Kinder trinken Milch. 

Der Kakao aus dem Westpaket ist leider schon alle. Im Regal steht zwar noch eine angefangene Dose „Trinkfix“-Kakao. Die Kinder wissen aber, dass dieser Kakao in Klumpen auf der Milch liegen bleibt und sich nicht mit der Milch verbindet. Dann doch lieber die Milch pur trinken, auch wenn diese wieder so stark mit Wasser verdünnt wurde, dass sie fast durchsichtig aus dem Beutel läuft. 

Danach beginnt die Mutter mit der Zubereitung des Mittagessens. Die Familie hat Glück: Weil Verwandte einen eigenen Fleischerladen betreiben, bekommt sie jeden Freitag ein Wurst- und Fleischpaket an die Haustür geliefert. Damit fällt das Betteln, Vorbestellen und „Weg-tun-lassen“ von Fleisch-Stücken im Fleischerladen weg.

Heute gibt es, wie so oft, Rouladen, gefüllt mit Speck, Zwiebeln, Gurken und Senf. Dazu Rotkraut aus dem Glas und selbstgemachte Klöße. Zum Mittagessen gibt es Saft, für den Omas Johannisbeer-Sirup mit Wasser vermischt wird. Zum Nachtisch gibt es Zitronencreme.

Nachmittags fahren wir zu Oma. Sie hat einen Rührkuchen gebacken und öffnet zur Freude des Vaters das letzte Päckchen Westkaffee. Für die Kinder gibt es Malzkaffee mit einem Schuss echtem Westkaffee. 
Am Sonntagabend gibt es noch etwas besonders Leckeres: Brot mit gebratener Jagdwurst und Spiegelei.

„Zutatenfreies Kochen“

In der DDR-Küche galt es, Essen aus möglichst wenigen und verfügbaren Zutaten herzustellen. Überall bekannt war deswegen die „Holländische Soße“, für die man eigentlich nur Mehl, Fett und Wasser vermischen musste. Diese dickflüssige Soße konnte man dann über Kartoffeln, Gemüse (wenn vorhanden) und Fleisch (wenn vorhanden) gießen. 

 

Man konnte die Soße aber auch weiter verfeinern:

  • zur Senfsoße (Zugabe von Senf)
  • zur Petersilien-Soße (Zugabe von Petersilie)
  • zur Tomatensoße (Zugabe von Ketchup und Zwiebeln).

Weil Tomaten in der DDR zu den Mangelprodukten gehörten, gab es keine fertig gewürzte Tomatensoße zu kaufen. Auch Dosentomaten waren nicht verfügbar. Deshalb wurde auch Tomatensoße auf Mehlbasis hergestellt. Das Ergebnis war eine orangefarbene süß-säuerliche Soße. Meistens wurde die „Tomaten-Soße“ mit gebratenen Zwiebeln und Jagdwurst-Würfeln ergänzt. 

Backen

In der DDR wurde oft und viel gebacken, jedoch meist Kuchensorten, die aus den üblichen, immer verfügbaren Zutaten bestanden (Rührkuchen, Mohnkuchen…). Beliebt waren Obsttorten mit Kirschen aus dem Glas oder mit Pfirsichen aus der Dose. Dosenpfirsiche gab es aber nur im Westpaket oder im „Delikat“.

Fazit: 

Hungern musste in der DDR niemand. Aufgrund des geringen Warenangebots gab es aber gefühlt immer das gleiche. Man konnte wenig experimentieren oder nach Lust und Laune kochen.

Die Nahrung war eintönig und einseitig. Viele Nahrungsmittel basierten auf Mehl und Kartoffeln. 

Frisches Obst und Gemüse standen zu keiner Zeit in ausreichendem Maß zur Verfügung. Man verwendete deshalb oft Obst- und Gemüse-Konserven. Diese waren in den Läden eher erhältlich als frische Ware. 

Außerdem gehörte das gut gefüllte Einweckgläser-Regal zur Grundausstattung des DDR-Bürgers. 

Eingewecktes Obst und Gemüse ist aber ungesünder und nährstoffärmer als frische Ware. Zum einen gehen beim Erhitzen viele Vitamine verloren. Zum anderen müssen beim Einkochen große Mengen an Zucker oder Salz zugegeben werden.