Die Revolution beginnt

Nach zwei Jahren Bedenkzeit und unzähligen Diskussionen war es endlich soweit: König Ludwig XVI. stimmte einer Generalständeversammlung zu. Die Einladungen wurden verschickt.
Gerade der dritte Stand bereitete sich gut auf die Versammlung vor und hoffte, dort eine Verbesserung seiner Lage durchzusetzen.

In jedem Verwaltungsbezirk wurden "Beschwerdehefte" erstellt, in denen alle Forderungen und Probleme der Menschen gesammelt wurden. Diese Hefte nahmen die Abgeordneten mit zur Versammlung.

Doch konnten die Abgeordneten auf der Versammlung überhaupt etwas erreichen? Schon allein das Abstimmungsverfahren benachteiligte den dritten Stand massiv.


Hintergrundwissen: Bevölkerung und und Stimmrecht


Das Kreisdiagramm zeigt, wie sich die französische Bevölkerung zusammensetzte:

Dieses Diagramm zeigt, wie viele Abgeordnete jeden Standes zur Versammlung kommen durften.

Dieses Diagramm zeigt, wie viele Stimmen jeder Stand beim Beschluss von Gesetzen oder Gesetzesänderungen abgeben durfte.

Es geht los

Mit einem feierlichen Eröffnungszeremoniell beginnt die Versammlung der Generalstände. Der erste und zweite Stand erscheinen in festlicher Garderobe. Den Männern des dritten Standes wurde vorgeschrieben, dass sie einen einfachen schwarzen Anzug zu tragen haben. Während für die Männer des ersten und zweiten Standes Sitzplätze reserviert wurden, müssen die Männer des dritten Stand selbst sehen, wo sie einen Platz finden.

Der König erscheint drei Stunden zu spät. Als er endlich auf der Versammlung auftaucht, begrüßt ihn niemand. Die Stimmung ist eisig. In seiner Eröffnungsrede macht er klar, dass die Lage Frankreichs dramatisch ist und keiner auf Vergünstigungen und Verbesserungen zu hoffen braucht. 
Beim feierlichen Eröffnungsgottesdienst schläft der König ein und stört die anderen durch lautes Schnarchen.

Es folgen nun einen Monat lang zähflüssige Debatten ohne Ergebnisse. In erster Linie wird über den Abstimmungsmodus diskutiert: Der dritte Stand möchte durch mehr Abgeordnete und mehr Stimmen vertreten werden. Der erste und zweite Stand wollen, dass alles so bleibt, wie es ist.

Zeichnung von Charles Monet (1789): Die Generalstände-Versammlung

Die Überläufer

Zum Klerus (=den Kirchlichen) gehören auch die volksnahen Dorf- und Gemeindepfarrer. Viele von ihnen haben Verständnis für die Forderungen des dritten Standes. Einige Vertreter des niederen Klerus schließen sich dem dritten Stand an und nehmen nun an den Beratungen des dritten Standes teil. 


Die Nationalversammlung

Ein Paukenschlag! Wütend durch die ständige Benachteiligung, ermutigt durch die Reden eines Priesters, erklärt sich der dritte Stand plötzlich zur
"Nationalversammlung". Das bedeutete den Austritt aus dem Bund der drei Stände. 


Die "Nationalversammlung kündigt an, nun eigenmächtig Beschlüsse zu fassen. Schließlich vertritt sie 98% der Bevölkerung! Der Wissenschaftler Jean Bailly wird zum Vorsitzender gewählt. Die Nationalversammlung fordert den ersten und zweiten Stand auf, sich ihr anzuschließen, um ein gemeinsames Bündnis gegen den König zu gründen. Der Klerus folgt dem Aufruf mit knapper Mehrheit, der Adel lehnt die Nationalversammlung ab und stellt sich auf die Seite des Königs.
Unter dem Vorwand, die nächste Generalstände-Versammlung vorzubereiten, sperrt der König den Sitzungssaal. 

Der Ballhausschwur

Die Sperrung des Saals macht die Mitglieder der neuen "Nationalversammlung" erst richtig wütend. Sie ziehen ins "Ballhaus" um und beraten dort weiter. Sie legen den legendären Ballhausschwur ab: "Wir trennen uns erst, wenn eine neue Verfassung zustande gekommen ist! Und diese Verfassung wird allen Franzosen die gleichen Rechte geben!"


Die Lithografie zeigt den Ballhausschwur

Der König erklärt die Nationalversammlung und ihre Beschlüsse für ungültig und ungesetzlich. Sie würden gegen die Grundsätze des Königreiches verstoßen.
Der königliche Zeremonienmeister legt dem Vorsitzenden der Nationalversammlung (Jean Bailly) Dokumente zum Unterschreiben vor. Bailly verweigert dem königlichen Zeremonienmeister den Gehorsam und äußert den mittlerweile berühmt gewordenen Satz:

Immer mehr Menschen aus dem ersten und zweiten Stand schließen sich der Nationalversammlung an. So auch der Herzog von Orleans, der ein Cousin des Königs ist.

Ludwig der XVI. gibt dem Druck nun nach: Er befielt dem ersten und zweiten Stand, an der Nationalversammlung mitzuwirken...

Außerdem macht der König nun wichtige Zugeständnisse:

  • individuelle Freiheit für alle
  • Freiheit der Presse
  • Abstimmung nach Köpfen und nicht mehr nach Ständen 


Das klingt zwar alles gut - gleichzeitig lässt Ludwig aber Truppen seines stehenden Heeres in Paris aufmarschieren. Das sorgt für Misstrauen im Volk. Das Brot ist jetzt übrigens so teuer wie noch nie.

Minister Necker, der sich beim König für die Interessen des dritten Standes eingesetzt hatte, wird entlassen. Die Entlassung, die Nahrungsknappheit und die in Waffen stehenden Truppen sorgen für Panik in der Pariser Bevölkerung. Ein Rechtsanwalt fordert die Anhänger der Nationalversammlung dazu auf, zu den Waffen zu greifen. Die "Bastille" wird ins Visier genommen, das Pariser Waffenlager und Gefängnis. 

Sturm auf die Bastille

Die Aufständischen drängen zur Bastille, um sich dort Waffen und Schießpulver zu beschaffen. Schnell sind vor der Bastille 5000 Menschen zusammengekommen. Der Kommandant, der die Bastille bewacht, lässt einen Teil der aufgebrachten Meute erst einmal in den Innenhof kommen, um sie drin unter Beschuss zu nehmen. 


98 Menschen sterben, 73 werden verwundet. Doch die Aufständischen im Innenhof lassen die Brücken herunter, so dass das Gelände nun von der Volksmasse gestürmt wird. Der Kommandant wird weggeschleift und getötet. Sein abgetrennter Kopf wird der Masse präsentiert.

Damit ist der Aufstand gewaltsam und brutal geworden. Der König  reagiert geschockt und zieht seine Truppen aus der Hauptstadt ab. Der Vorsitzende der Nationalversammlung Jean Bailly wird Bürgermeister von Paris.

Die Nationalversammlung stellt nun eine eigene Armee auf, die "Nationalgarde". Diese soll die Interessen der Nationalversammlung wahren - wenn nötig, mit Gewalt...

Die Forderungen und Ideen der Aufständischen kommen allmählich auch in den Provinzen an. Dort beginnt man mit der Umgestaltung unter Zurückdrängung des ersten und zweiten Standes. 

Die große Angst auf dem Land

Auf dem Land steigen die Lebensmittelpreise ins Unermessliche. Hunger leidend wird der Hass der Bauern auf den Adel und die Ausbeutung immer größer.
Wütende Bauern beginnen, Klöster und Schlösser anzuzünden. Sie wollen in erster Linie die Urkunden vernichten, die die Rechte der Grundherren dokumentieren. Es kommt zu einer heftigen und gewaltsamen Revolution auf dem Land. Die Bauern stellen auch Forderungen an die neue "Nationalversammlung". Diese soll endlich die Machtverhältnisse im Staat neu ordnen.

Aufgabe:

1. Stelle in einer vierspaltigen Tabelle die Erwartungen des ersten, zweiten und dritten Standes und des Königs gegenüber.

2. Wie hätte man die Generalstände-Versammlung umbauen müssen, damit dort gerechte Abstimmungen stattfinden können?

3. Erkläre mit Hilfe der Informationen auf dieser Seite die Begriffe

  • Nationalversammlung, 
  • Nationalgarde und
  • Ballhausschwur.