Napoleon und der Rheinbund

Nach seinem grandiosen Sieg gegen Österreich und Preußen treibt Napoleon die Gründung des Rheinbundes voran. Sein Ziel ist es nun, ein Staatenbündnis auf deutschem Boden zu schaffen, welches er kontrollieren und lenken kann. Der Bund soll politisch schwach sein, um Napoleons Einmischung zu dulden - aber militärisch stark, um ihm bei seinen Eroberungszügen zu unterstützen...

Die Rheinbundstaaten

Der Rheinbund wird zuerst als Militärbündnis gegründet, soll aber nachträglich zum Staatenbund ausgestaltet werden. 

Geplant sind:

  • eine gemeinsame Verfassung,
  • ein Bundestag und
  • ein oberstes Bundesgericht.


Napoleon bestimmt den Kurfürsten von Mainz, Karl Theodor von Dalberg, als formales Oberhaupt, als "Fürstprimas" des Rheinbundes.

Dieser legt Napoleon schon bald zwei Verfassungsentwürfe für den Rheinbund vor, die Napoleon beide ablehnt.



Dieses Gemälde zeigt, wie der Fürstprimas von Dalberg Napoleon empfängt. 

Hier die Szene stark vergrößert.

Ein Zusammenwachsen der Rheinbund-Staaten wird auch von Bayern und Württemberg verhindert, die ihre Unabhängigkeit bewahren wollen. Der Rheinbund bleibt also ein Militärbündnis, und als dieses  eng an Napoleon gekettet. Und wer kann den "militärischen Bündnisfall" ausrufen? Natürlich Napoleon! Um das Geschehen in den Rheinbundstaaten kontrollieren und steuern zu können, setzt Napoleon französische "kaiserliche Kommissare" ein. Außerdem bestimmt er zunehmend Familienmitglieder als Herrscher über die Rheinbundstaaten oder übernimmt selbst die Herrschaft über einzelne Gebiete.
Napoleon will die Rheinbundstaaten genau soweit stärken, dass sie ihm bei seinen Eroberungszügen im restlichen Europa treue Dienste erweisen können. 

Vorbereitung auf den Ernstfall

Napoleon legte für jeden Rheinbundstaat fest, wie viele Soldaten er im Verteidigungs- oder Kriegsfall bereitzustellen hat:

  • Bayern: 30 000 Soldaten
  • Württemberg:  12000 Soldaten
  • Baden: 8000 Soldaten
  • Berg: 5000 Soldaten
  • Hessen-Darmstadt: 4000 Soldaten
  • alle anderen Mitgliedsstaaten zusammen: 4000 Soldaten


Napoleon betont, dass diese Militarisierung dem "gegenseitigen Schutz" dienen würde. In Wirklichkeit geht es ihm aber um die Durchsetzung der französischen Machtinteressen. Die Soldaten sollen nicht gemeinsam Territorien schützen, sondern Eroberungskriege für Napoleon führen. Denn Napoleons eigentliches Ziel ist ein wirtschaftlich und politisch vereintes Europa - unter seiner Führung. Er formuliert seinen Plan so:

Schon bald kommt es zum ersten Konflikt, bei dem Napoleon die Unterstützung der Rheinbund-Staaten einfordert: gegen die Preußen, in den Schlachten bei Jena und Auerstedt...



Aufgaben

Beantworte die folgenden Fragen schriftlich in Stichpunkten:

1. Napoleon wollte, dass der Rheinbund gleichzeitig schwach und stark ist. Was ist damit gemeint?

2. Zuerst war der Rheinbund "nur" ein Militärbündnis, also ein Bündnis für den Kriegsfall. Doch die Gründungsmitglieder wollten den Rheinbund nach der Gründung weiter ausgestalten.  Zähle diese Pläne auf.

3. Doch die Pläne aus Aufgabe 2 wurden nicht umgesetzt. Notiere zwei Gründe, warum nicht.

4. Napoleon unterstützte die Gründung des Rheinbundes. Welche Interessen verfolgte er damit?