Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation

Napoleon gründet den Rheinbund

An der französischen Ostgrenze lag das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, ein großes Reich, welches aus hunderten Einzelreichen bestand. Darunter waren viele kleine Fürstentümer, aber auch einige große, wie Sachsen, Böhmen oder Bayern. 
Das große Reich wurde nur locker von einem Kaiser zusammengehalten. Die Machtverhältnisse im Heiligen Römische Reich waren chaotisch und änderten sich ständig. Der Kaiser konnte sich oftmals nicht gegen die Fürsten und Könige der Teilreiche durchsetzen. 

Trotz der Zersplitterung war das Heilige Römische Reich eine Großmacht in Europa, die mit Frankreich auf Augenhöhe stand. Gerade die Preußen waren in ganz Europa als Militärmacht gefürchtet und galten als unbesiegbar.

Napoleon wusste: Wenn er über Europa herrschen will, muss er das Heilige Römische Reich zerschlagen…

 

Vorbereitungen

Nach dem Sieg in der Schlacht bei Austerlitz hatten sich die Machtverhältnisse schon erheblich zugunsten Napoleons verschoben. Große russische und österreichische Armeen waren vor den Franzosen geflohen und hatten sich damit vor ganz Europa blamiert. Das verschaffte Napoleon eine gute Verhandlungsposition für den weiteren Umbau Europas:

 

  • Nach der verlorenen Schlacht musste Österreich die Niederlande an Frankreich abtreten.
  • Napoleon setzte zwei seiner Brüder als Könige von Neapel und Holland ein.
  • Mit den süddeutschen Teilreichen Baden, Bayern und Württemberg schloss Napoleon Bündnisse. Bayern und Württemberg machte er zu Königreichen. Dann verheiratete er seine Geschwister mit Thronfolger(innen) von Bayern, Baden und Württemberg, um die Bindung zwischen den Reichen zu festigen und dauerhaft zu sichern.
  • Napoleon setzte außerdem durch, dass kleinere unbedeutende Fürstentümer an die größeren angegliedert werden und die Kleinfürsten ihre Macht verloren. Dadurch wurden die Machtverhältnisse im deutschen Gebiet "übersichtlicher".

 

Der römisch-deutsche Kaiser Franz II. konnte bei all diesen Maßnahmen eigentlich nur zusehen. Er hatte nicht genug Macht, sich gegen Napoleon zu stellen.


Gründung des Rheinbundes

Nach diesen vorbereitenden Schritten setzte Napoleon die Zerschlagung des Heiligen Römischen Reiches fort. Er überzeugte 15 deutsche Fürsten, aus dem römisch-deutschen Kaiserreich auszutreten und einen neuen Bund zu gründen – den Rheinbund. Im Juli 1806 unterzeichneten diese 15 Fürsten in Paris die Rheinbund-Akte.

 

 

Damit erklärten sie, …

  • dass sie mit ihren Fürstentümern aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation austreten,
  • dass sie mit ihren Fürstentümern, die zu „Bundesstaaten“ werden, dem Rheinbund beitreten,
  • dass die Bundesstaaten für ihre innere Organisation volle Souveränität (Eigenständigkeit) erhalten,
  • dass die Gesetze des Heiligen Römischen Reiches für sie keine Geltung mehr haben,
  • dass sie auf alle Titel verzichten, die eine Zugehörigkeit zum Heiligen Römischen Reich ausdrücken und
  • dass der Erzbischof von Mainz, Karl Theodor von Dalberg, zum „Fürstprimas“ über den Rheinbund ernannt wird. Er war also der "erste Fürst" im Rheinbund, hatte aber keine Macht über die anderen Fürsten und keine Sonderrechte.

 

Außerdem wurden organisatorische Regelungen getroffen:

  • Probleme und Anliegen werden auf einem Bundestag geklärt.
  • Der Bundestag findet in Frankfurt statt.
  • Bundestagsvorsitzender ist der Fürstprimas.
  • Die Fürsten sind von jeder Macht unabhängig, die außerhalb des Rheinbundes steht.
  • Wenn Rheinbund-Fürsten Macht abgeben, dann nur innerhalb des Rheinbundes.
  • Der Kaiser der Franzosen wird zum Protektor ("Schützer") des Bundes ernannt.
  • Zwischen Frankreich und dem Rheinbund besteht ein militärisches Bündnis: Wenn einer der Bündnispartner Krieg gegen Außenstehende führt, ist dieser Krieg gemeinsame Sache aller Bündnispartner.
  • Eine Aufnahme weiterer Mitglieder ist möglich.

Der Rheinbund im Jahr 1806

Frankreich hatte vor der Gründung des Rheinbundes zusätzliche Gebiete im Nordosten erobert (Rheingrenze).
Preußen, Böhmen, Sachsen, Hessen und Hannover sind nicht Teil des Rheinbundes.
Böhmen wird zum "Kaiserreich Österreich".

Das Ende

Schon im August folgte die förmliche Austrittserklärung der Rheinbund-Staaten aus dem Heiligen Römischen Reich. Auf Druck Napoleons legte Franz II. am 6. August 1806 seine Kaiserkrone nieder und war nun nur noch Kaiser von Österreich. Das war das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, welches fast genau 1000 Jahre existiert hatte.

 

Wie ging es mit dem Rheinbund weiter?

Bis 1808 traten weitere 20 deutsche Staaten dem Rheinbund bei. In diesem Jahr erreiche er seine größte Ausdehnung:

4 Königreiche, 5 Großherzogtümer , 13 Herzogtümer und 17 Fürstentümer gehörten zum Rheinbund.

Der Rheinbund im Jahr 1808

Nach dem Sieg Napoleons gegen Preußen wurde Sachsen in den Rheinbund eingegliedert. Außerdem treten viele norddeutsche Fürstentümer in den Rheinbund ein.

Militärbund ja, Staat nein!

Der Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg bemühte sich um eine weitere Ausgestaltung des Rheinbundes zu einem eigenständigen Staat mit einer Verfassung. Er legte in Paris zwei Verfassungsentwürfe vor, die Napoleon beide ablehnte.. Für Napoleon war der Rheinbund nur ein Militärpartner, der ihn in seinen Kriegen unterstützen sollte. Wenn der Rheinbund politische Macht erhalten würde, könnte er sich am Ende gegen Napoleon stellen. Das wollte er verhindern.

Der Rheinbund durfte also nur das sein, was Napoleon als nützlich empfand: ein Militärbündnis, über das Napoleon verfügen konnte. Nur er konnte den "militärischen Bündnisfall" ausrufen. Er legte fest, welcher Rheinbund-Staat im Kriegsfall wie viele Soldaten bereitstellen musste:

  • Bayern: 30 000 Soldaten
  • Württemberg:  12000 Soldaten
  • Baden: 8000 Soldaten
  • Berg: 5000 Soldaten
  • Hessen-Darmstadt: 4000 Soldaten
  • alle anderen Mitgliedsstaaten zusammen: 4000 Soldaten