Das Wirtschaftswunder
in der BRD
1950 – Der Krieg liegt 5 Jahre zurück. Die größte Not ist überwunden, der Wiederaufbau hat begonnen.
Nach dem Krieg zeigte sich schnell, dass sich die Alliierten untereinander nicht darüber einigen konnten, wie es mit Deutschland weitergehen sollte. Die Streitereien führten 1949 zur Teilung und zur Gründung zweier separater Staaten: der DDR im Osten und der BRD im Westen. Beide Länder entwickelten sich unterschiedlich.
In der BRD beginnt schon 1950 das "Wirtschaftswunder". Die Weichen dafür stellt Ludwig Erhard. Er hatte schon die Währungsreform vorbereitet und wird nach der Staatsgründung der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik. Er setzt die soziale Marktwirtschaft durch. Diese Wirtschaftsform soll den richtigen Ausgleich zwischen unternehmerischer Freiheit einerseits und sozialer Absicherung andererseits gewährleisten.
"Wohlstand für alle!"
Ausgangspunkt des Wirtschaftswunders ist ein großangelegtes Förderprogramm der Industrie: zuerst werden Bergbau und Stahlindustrie gefördert, später der Maschinenbau, die Chemie- und Elektroindustrie. Güter des privaten Bedarfs werden in diesen Anfangsjahren noch nicht gefertigt. Die hätte sich sowieso fast niemand leisten können, denn die Löhne waren sehr gering. Wenn ein Unternehmen Gewinne abwarf, wurden diese sofort in den weiteren Ausbau der Produktionsstätten investiert. Für die Arbeiter sind es die Jahre, in denen sie schuften und durchhalten mussten. Wenn sie das täten, verspricht Ludwig Erhardt „Wohlstand für alle!“ und „Wer etwas leistet, wird sich etwas leisten können!“
Der Aufbau bzw. die Wiederinstandsetzung der Industrieanlagen gelingt auch durch die Hilfe der Alliierten so schnell und so massiv. Über den Marshallplan stellte die USA das nötige Geld bereit. Mit dem Geldtransfer ändert sich die Rolle Deutschlands: Das Land wird nicht mehr als Kriegsgegner gesehen, sondern als Wirtschaftspartner.
Schon bald stellen sich Erfolge der gemeinsamen harten Arbeit ein: Die Industrieproduktion steigt zwischen 1950 und 1963 um 185 %. Durch die vielen Vertriebenen, die in Deutschland aufgenommen wurden, stehen genug Arbeitskräfte zur Verfügung.
Frauen sind nun nicht mehr am Arbeitsplatz gewünscht. Wurde ihre Arbeitskraft in der Zeit des Krieges und in der Nachkriegszeit noch händeringend gebraucht, sollen sie sich jetzt lieber wieder um Kinder, Haushalt und Garten kümmern.
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Doch je mehr Fabriken gebaut werden, um so mehr Arbeitskräfte werden gebraucht – so viele, dass ausländische Arbeitskräfte angeworben werden müssen. Das erste Anwerbeabkommen wird 1955 mit Italien unterzeichnet, ab 1960 folgen Abkommen mit Portugal, Spanien, Griechenland und der Türkei. Die angeworbenen Arbeiter werden als „Gastarbeiter“ bezeichnet, weil man davon ausgeht, dass sie nicht auf Dauer in Deutschland bleiben werden. Eine Befristung der Beschäftigung der „Gastarbeiter“ wurde aber auch nicht vereinbart. Sie wurden in Fabriken, auf dem Bau und im Bergbau eingesetzt – auch, wenn sie zuhause ganz andere Berufe gelernt hatten. 1964 wird in Köln der einmillionste Gastarbeiter begrüßt.
Die neue Freude am Konsum
Nach der Instandsetzung der Industrieproduktion wurden dann auch Waren des privaten Gebrauchs hergestellt und in den Läden präsentiert. Die Folge: ein regelrechter kollektiver Kaufrausch. Die Leute kauften Möbel, Autos und Elektrogeräte. Schon bald findet man Radio, Fernseher und Waschmaschine in jedem Haushalt. Die Firma Krupp, eben noch führende Größe in der Rüstungsindustrie, wird nun Marktführer im Bereich der Haushaltgeräte.
Die Bundesregierung unterstützt den Traum vom „Häuschen im Grünen“ mit zinsgünstigen Baukrediten.
Zur neuen Lebensfreude der Deutschen gehörte auch das Autofahren. Der meistverkaufte Wagen in den Anfangsjahren der BRD war der VW Käfer. Schon ab 1945 wurde dieses Auto in Serie produziert.
1955 rollte schon der einmillionste VW Käfer in Wolfsburg vom Band.
Das Autofahren bedeutete für die Deutschen Wohlstand, Freiheit, Erfolg und Lebensqualität.
Insgesamt schien Ludwig Erhards Versprechen vom „Wohlstand für alle“ wahr zu werden.
"Made in Germany"
Schnell zeigt sich, dass die Deutschen in guter Qualität produzieren. Lokomotiven, Industrieanlagen, Maschinen und Motoren werden in alle Welt verkauft. Die Bundesrepublik erweist sich aus ausgezeichneter Industriestandort, der viele Investoren anlockt. „Made in Germany“ wird ein Qualitätssiegel.
Der schnelle und erfolgreiche Aufbau der Wirtschaft ringt auch anderen Ländern Respekt ab. Die Deutschen haben etwas geleistet, auf das sie stolz sein können.
Das einzige, was fehlt in diesen Anfangsjahren ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Krieg und dem Holocaust, der gemeinsamen Schuld und der Schuld jedes einzelnen. Von diesen Dingen wollen die Leute nichts mehr wissen. Arbeit hilft, die schrecklichen Erlebnisse und Taten zu verdrängen.
Lebensfreude
Damit der Wohlstand bei allen ankommt, investiert der Staat die hohen Steuereinnahmen in einen Ausbau des sozialen Netzes und eine Rentenreform.
Die Leute genießen endlich wieder das Leben und lassen es sich gutgehen. Nach den vielen Jahren des Hungers bricht nun eine regelrechte Fresswelle aus – deutlich sichtbar am „Wohlstandsbauch“. Gute Butter, echter Bohnenkaffee und üppiges Essen sind gefragt.
Außerdem entdecken die Deutschen das Reisen. Zuerst erholen sich die Leute an der Nordseeküste, in den Mittelgebirgen, im Schwarzwald oder in Bayern. Doch viele zieht es in den Süden. Italien ist das Land, in dem die Deutschen zuerst gern als Touristen gesehen werden. Wer sich noch kein Auto leisten kann, fährt mit dem Reisebus dorthin. Wer ein Auto hat, macht Campingurlaub. Schon bald verwandeln sich viele verschlafene italienische Fischerdörfer in Touristen-Hotspots. Ab Mitte der 60er Jahre werden Flugreisen nach Mallorca populär.
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Insgesamt glücken Wiederaufbau und Neuanfang in der Bundesrepublik. Ludwig Erhard hatte dafür mit seiner weitsichtigen Wirtschaftspolitik die Weichen gestellt. Er selbst wehrte sich gegen den Begriff „Wirtschaftswunder“. Es sei kein Wunder gewesen, sondern die Folge von harter Arbeit, Durchhaltevermögen und (in den ersten Jahren) Verzicht auf persönliche Konsumbedürfnisse.
Aufgaben
1) Was sind die Faktoren, die in der BRD in den 50er Jahren zu einem massiven Wirtschaftsaufschwung geführt haben?
2) Wie äußerte sich die neu gewonnene Lebensfreude bzw. was waren die Dinge, die sich die Menschen geleistet haben?
3) Ist der Begriff "Wirtschaftswunder" zutreffend?