Der Imperialismus

Wiederholung: Großreiche in Antike und Neuzeit


Alexander der Große (356 v. Chr. bis 323 v. Chr.)

Zur Zeit des legendären antiken Griechenlands lag in seinem Norden das kleine Makedonien. Während in den griechischen Städten Kultur und Wissenschaft florierten, war das Leben in Makedonien dörflich und rückständig. Die stolzen Griechen schauten voller Verachtung und Spott nach Makedonien.

Der makedonische Thronfolger Alexander hegte schon als Kind den Traum, den Respekt der Griechen zu erlangen.
Sein Plan war, die zerstrittenen griechischen Poleis zu vereinen und diese mit Makedonien zusammenzuschließen. Alexander selbst wollte sich zum Herrscher dieses Reiches einsetzen. Dann sah er vor, gemeinsam mit den Griechen einen großen Eroberungsfeldzug in Richtung Afrika und Asien zu unternehmen. Alexander schaffte es tatsächlich, diesen wahnwitzigen Plan in die Tat umzusetzen. Seine Soldaten besiegten große persische und babylonische Heere, zum Teil in großer Unterzahl. Innerhalb weniger Jahre konnten große Gebiete in Afrika und Asien konnten erobert werden. In der Zeit seiner größten Ausdehnung reichte Alexanders Reich bis nach Indien.

Dadurch wurde die griechische Sprache, Kultur und Lebensweise im Orient verbreitet. Doch so erfolgreich Alexander im Erobern war, so schlecht hatte er die Verwaltung seines neuen Reiches geplant - kurz nach seinem Tod zerfiel es wieder. 

Makedonien war zuerst nur ein Pünktchen auf der Weltkarte.

Alexanders Reich umfasste Teile Afrikas und Vorderasiens.

Das Römische Reich

Während das Reich Alexanders des Großen quasi „über Nacht“ entstanden ist, dauerte die Expansion des Römischen Reiches viele Jahrhunderte und kann auch nicht nur einer Person zugeschrieben werden.
Ausgehend von der Stadt Rom aus wurden schrittweise immer mehr Gebiete in deren Umkreis erobert. Die Eingliederung der eroberten Gebiete folgte einem festen Schema: Das Gebiet wurde römische Provinz und einem römischen Statthalter unterstellt. Dieser kümmerte sich um die Einführung des römischen Verwaltungssystems, um die Einhaltung römischer Gesetze und natürlich um den Einzug von Steuern. Die neuen Provinzen wurden auch an das römische Straßennetz angegliedert, um innerhalb des ganzen Reiches Mobilität und Transport zu ermöglichen.
Das Römische Reich umfasste in der Zeit seiner größten Ausdehnung den kompletten Mittelmeerraum, es reichte von Britannien bis nach Mesopotamien, von Germanien bis auf den Balkan.
Für viele eroberten Gebiete bedeutete die römische Herrschaft Unterdrückung, aber auch Modernisierung. Man denke an die römische Wasserversorgung, an römische Freizeitbeschäftigungen oder an das grandiose Straßennetz.
Im fünften Jahrhundert nach Christus ging die große Zeit der Römer zu Ende. Ähnlich wie bei Alexander war das Reich zu groß geworden, um es weiterhin erfolgreich zu regieren. Immer mehr Provinzen stellten sich gegen die römische Macht.
Auch die Teilung des Reiches konnte das Ende der römischen Macht nicht abwenden: Während das oströmische Reich noch viele Jahrhunderte weiter existierte, zerfiel das weströmische Reich in viele Einzelstaaten.

Alles begann mit der Gründung einer Stadt.

Das Römische Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung.

Das Frankenreich (ca. 480 bis 843 n. Chr.)

Nach dem Untergang des weströmischen Reiches formierte sich auf seinem Gebiet das starke Frankenreich. Dieses entwickelte sich gut und erreichte seine größte Ausdehnung unter dem König Karl dem Großen, der große Teile Mitteleuropas eroberte. Besonders dramatisch war die Angliederung der Sachsen, die unter brutalen Methoden gezwungen wurden, den christlichen Glauben anzunehmen. Doch weil ein sterbender König sein Land unter all seinen Söhnen aufteilen musste, zerfiel das Frankenreich schon bald in viele Teile.

Zur Zeit Karls des Großen umfasste das Frankenreich ...

... ganz Mitteleuropa!

Napoleon Bonaparte (1769 bis 1821)

Doch auch in der Neuzeit gab es Bestrebungen, Großreiche zu errichten. Nach der Französischen Revolution brachte sich
der erfolgreiche Kommandant Napoleon Bonaparte an die Macht. Dieser verfolge den Plan eines vereinten, mächtigen Europas - natürlich unter seiner Herrschaft! Zuerst löste Napoleon den Deutschen Bund auf: Die an Frankreich angrenzenden Gebiete wurden Frankreich angegliedert, der Rest wurde zum "Rheinbund" herabgestuft. Mit der Unterstützung des Rheinbundes begann Napoleon einen unerbittlichen Feldzug durch Europa und gewann gegen Österreich-Ungarn und Preußen viele Schlachten. Er stützte sich auf eine riesige, gut ausgebildete Armee und war taktisch allen Gegnern überlegen, so dass alle Gegner Napoleons peinliche Niederlagen erlebten.

Erst als sich Napoleons Gegner verbündeten und mit gemeinsamer Strategie gegen ihn vorgingen, brachten sie Napoleons Armee an ihre Grenzen. Zuerst misslang Napoleons Russlandfeldzug, in der Völkerschlacht bei Leipzig verließ Napoleon im Angesicht der Niederlage sogar fluchtartig den Kampfplatz. Die Niederlage in Leipzig leitete das Ende Napoleons ein. Er hinterließ Europa im Chaos.

Frankreich vor Napoleons Eroberungen

Napoleons Reich zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung (1812)


Zusammenfassung

Das waren nur einige Beispiele für die Errichtung von Großreichen, diese Reihe könnte durch weitere Beispiele ergänzt werden. All Großreiche existieren heute nicht mehr. Insgesamt werden zwei Tendenzen deutlich:

1. Je schneller ein Großreich entsteht (durch militärische Blitzangriffe), umso kürzer bleiben die entstandenen Großreiche bestehen. Oftmals haben sich die Eroberer der Gebiete nur mit dem Erobern befasst, nicht aber mit der Organisation und Regierung der eingenommenen Gebiete, so dass dort bald die alten Machthaber wieder das Geschehen bestimmen. 

2. Durch das Errichten von Großreichen gerät der Eroberer mit den Bewohnern, besonders mit dem Militär und den Herrschern der eroberten Gebiete in Konflikt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich mehrere eingenommene Gebiete verbünden und sich gemeinsam gegen die Eroberung wehren. Ein gemeinsames Vorgehen der Feinde führte in allen Fällen zum Scheitern der Großreiche. 

Wir schreiben die Errichtung von Großreichen den großen Herrschern zu. Sie schmücken die Lebensläufe von Alexander dem Großen, Cäsar oder Napoleon Bonaparte. Erkämpft haben die Territorien aber die Soldaten, die gut oder schlecht ausgebildet, gut oder schlecht gerüstet, die Kämpfe auf den Schlachtfeldern zu führen hatten und dabei zu tausenden verletzt oder getötet wurden - für Großreiche, die allesamt nur von zeitlich begrenzter Dauer bestanden haben.