Die Renaissance

Malerei im Mittelalter

Es war im Mittelalter nicht üblich, dass einfache Leute, zum Beispiel Bauern, die Wände ihrer Häuser mit Gemälden verzierten. Kunstvolle Malereien gab es fast nur in Kirchen und Klöstern.

Und was wurde auf den Gemälden in den Kirchen gezeigt? Natürlich ausschließlich biblische Motive: 

  • Szenen aus der Schöpfungsgeschichte,
  • wichtige Personen aus den biblischen Legenden,
  • Jesus und seine Leidensgeschichte,
  • Maria, die Mutter von Jesus und
  •  berühmte Heilige.


Und wie wurden die biblischen und kirchlichen Figuren dargestellt? Natürlich perfekt, makellos und unnahbar, ohne menschliche Züge und Makel. Denn sie standen ja weit über den Menschen.

Eine undankbare Aufgabe

Auch wenn die Kunstwerke in Kirchen und Klöstern sehr aufwändig hergestellt wurden und auf den Betrachter sehr beeindruckend wirken, wurden sie nicht als "Kunst" gesehen. Man bewunderte nicht den Maler, sondern die gezeigte Figur. Der Name des Künstlers war oft gar nicht bekannt und interessierte auch niemanden. Denn Gemälde und Skulpturen wurden als "Handwerksarbeit" verstanden. Ein Maler bekam nicht mehr Anerkennung als ein Maurer. 

Aufgabe 1:

Sieh dir das Bild genau an (du kannst es anklicken, um es zu vergrößern). Es heißt "Madonna mit dem Rosenhag" und wurde um 1450 von Stefan Lochner gemalt. Das Bild ist ein typisches Beispiel für die mittelalterliche Malerei.

Sammle deine Eindrücke auf diesem Arbeitsblatt. (Wenn du das Blatt nicht drucken kannst/möchstest, kannst du deine Gedanken gerne auf einem Schreibblatt notieren.

Es handelt sich um ein typisches mittelalterliches Gemälde. Gezeigt wird Maria mit dem kleinen Jesus-Kind. Das Bild wimmelt geradezu von biblischen Symbolen. 

Über Maria (mit Heiligenschein) sieht man Gott, der von oben über alles wacht. Das Bild ist geradezu übersät von kleinen Engelsgestalten. Es sind zwölf. Der kleine Jesus, ebenfalls mit Heiligenschein, hält in seiner Hand einen Apfel, der uns natürlich sofort an Adam und Eva denken lässt. Das kann man alles auf den ersten Blick, auch ohne viel Hintergrundwissen, erkennen. Doch der Künstler hat noch viel mehr biblische und kirchliche Symbole ins Bild gepackt:

  • Die Flügel eines der Engel haben die Form von Pfauenfedern. Der Pfau wiederum steht in der kirchlichen Symbolik für die Wiedergeburt, also für die Auferstehung Christi. Außerdem sagt man, dass die Pfauenfedern "tausend Augen" hätten. Diese tausend Augen sollen hier im Bild an die Allwissenheit Gottes erinnern.


  • Der gold glänzende Hintergrund steht für den Himmel.


  • Maria trägt eine Einhornbrosche. Diese verweist auf die Verbindung von Maria und Jesus, denn Jesus wurde oft mit einem scheuen Einhorn verglichen.


  • Auch die Blumen in Marians Krone sind sorgsam ausgewählt. Maiglöckchen, Veilchen und Gänseblümchen sind die typischen "marianischen Symbole".


  • Hinter Maria wächst eine Lilie. Das soll auf die Madonnenlilie verweisen, das Symbol für die Reinheit und die unbefleckte Empfängnis


  • Auch die Rosen, die hinter Maria nach oben ranken, symbolisieren Maria, die oft als "Rose ohne Dornen" bezeichnet wird. 


  • Auch Erdbeerpflanzen sind zu erkennen, ein weiteres Maria-Symbol. Denn die Erdbeere blüht und fruchtet gleichzeitig. Außerdem symbolisieren die dreiteiligen Blätter der Erdbeere die Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und heiligem Geist.


  • Nicht zu vergessen, hat die Erdbeere eine deutlich rote Farbe, was den Betrachter an die Passion Christi (Kreuzigung / fließendes Blut) erinnern soll.


Nun ja. Ob man das alles erkennt, wenn man vor dem Gemälde steht? Das Bild ist regelrecht überfrachtet von biblischen Symbolen. Man nimmt die beiden Motive des Bildes, Maria und das Jesuskind,  kaum wahr, weil zu viele Bildelemente ablenken. Maria und Jesus wirken wie Porzellanfiguren, makellos perfekt und unnatürlich. Marias Gesicht zeigt keine Regung. Dies war typisch in der mittelalterlichen Malerei. Christliche Figuren standen  weit über den Menschen und sollten deshalb keine menschlichen Züge haben.

Soviel zur mittelalterlichen Malerei. Die "Madonna mit dem Rosenhag" gilt als besonders drastisches Beispiel für christlich geprägte Malerei. Wir wollen diese Art der Malerei nun mit der neuen Renaissance-Malerei vergleichen...

Malerei in der Renaissance 


Aufgabe 2

Fülle für dieses Bild den unteren Teil des Arbeitsblattes aus oder notiere deine Gedanken auf einem Schreiblatt.

Ein Galeriebesuch...

Klicke das Bild an, um in die virtuelle Galerie einzutreten. Klicke in der Galerie auf deiner Tastatur die Taste "Pfeil nach unten", um alle Bilder anzusehen. Achte bei den Bildern auf die Darstellung der Menschen, ihre Schönheitsfehler, die Genauigkeit der Frisuren und Kleidung. Achte auch auf die Bildhintergründe...


Es dürfte klar sein: Um 1500 entdeckten die Maler den Menschen als Motiv. Dahinter steckt ein neues Selbstbewusstsein: Wir Menschen sind es auch wert, dargestellt zu werden! Wir Menschen sind göttliche Geschöpfe!
Kein Wunder, dass in dieser Zeit unzählige Portraits entstanden. Adlige gaben Selbstdarstellungen in Auftrag. Maler zeichneten aus eigenem Interesse Menschen, die sie für interessant und darstellenswert hielten. Und diese Menschen werden nicht mehr idealisiert, sondern so gezeigt, wie sie sind - mit Falten, Narben, Warzen und interessanten Gesichtsausdrücken. Echt und authentisch sollen Kunstwerke sein. Es ging nun darum, die Besonderheiten in einem Gesicht herauszuarbeiten. Für den Betrachter gab es in diesen Bildern viel mehr zu entdecken als in den mittelalterlichen "Porzellangesichtern"...

Keine christlichen Gemälde mehr?

Doch! Der christliche Glaube spielte immer noch eine große Rolle im Leben der Menschen. Demzufolge wurden immer noch viele biblische Figuren und Szenen gemalt. Aber die Darstellungsweise änderte sich: Jesus hatte plötzlich menschliche Züge. Auch die biblischen Gemälde sollten lebensecht wirken. Unten seht ihr eine Darstellung von Jesus nach der Kreuzigung. Achtet auf den Faltenwurf der Decke und auf die trauernden Menschen links im Bild:

"Die Klage über den toten Christus" (Andrea Mantegna, 1450)

Aufgabe 3

Wenn du alle Informationen auf dieser Seite gelesen hast, kannst du bestimmt ganz leicht zuordnen, welches der folgenden Bilder im Mittelalter, und welches in der Renaissance gemalt wurde.

Ordne beide Bilder der richtigen Zeit zu und begründe deine Zuordnung.

Bild 1

Bild 2