Die Spaltung
Wie es zur Gründung zweiter separater Staaten kam
Wiederholung: Die Vorgeschichte
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland in vier Sektoren eingeteilt. Jeder Sektor wurde einer Siegermacht zur Verwaltung übergeben.
Berlin bekam einen Sonderstatus. Die Stadt, eigentlich gelegen im sowjetischen Sektor, wurde seinerseits in vier Teile zerlegt, und jeder Teil von einer der vier Siegermächte verwaltet.
Dadurch sollte Streit unter den Siegermächten um die Hauptstadt vermieden werden. Außerdem gab es nun im zerstörten und gespaltenen Deutschland einen Ort, an dem die Verwalter aller Sektoren schnell zusammenkommen konnten, um gemeinsame Anliegen zu besprechen.
Soweit die Theorie. In der Praxis klappte die gemeinsame Verwaltung Berlins nicht. Schnell schmolzen die französische, die amerikanische und die britische Zone zur „Trizone“ zusammen. Diese bildete „Westberlin“. Ihr gegenüber stand „Ostberlin“, von den Sowjets verwaltet.
Zwischen den Verwaltern des Westens und des Ostens gab es viele Streitpunkte und offene Fragen:
- Wie soll West-Berlin versorgt werden?
- Wie werden Güter dorthin transportiert?
- Wie viele Versorgungswege durch Ost-Deutschland werden zur Belieferung Westberlins freigegeben?
- Welche Währung soll in Westberlin gelten?
- Wie soll Westberlin regiert werden?
- Wie frei dürfen sich West- und Ostberliner bewegen?
Doch Uneinigkeit herrschte nicht nur um den Status Berlins. Im Hintergrund tobten die Machtkämpfe um die weitere Ausgestaltung Ganz-Deutschlands. Den Sowjets schwebte ein kommunistischer Satellitenstaat unter Führung Stalins vor, die USA wollten Deutschland als demokratischen Staat mit freier Marktwirtschaft neu aufbauen. Diese Vorstellungen waren nicht miteinander vereinbar.
"Krieg der Nadelstiche"
Wann immer nun die Sowjets in ihrem Machtstreben über ganz Deutschland eingeschränkt wurden, überzogen sie West-Berlin mit Schikanen. Im „Krieg der Nadelstiche“ wurden immer wieder und unvorhersehbar zuvor genehmigte Zufahrtswege blockiert, so dass Westberlin nicht mehr aus Westdeutschland versorgt werden konnte. Gleichzeitig weigerten sich die Sowjets, ihrerseits Westberlin mit Nahrung und Heizmaterial zu versorgen.
Reisen von Westberlin durch den Ostsektor nach Westdeutschland wurden erschwert, zum Beispiel, indem Züge stundenlang aufgehalten wurden.
Ziele all dieser Schikanen war,
- dass die Westberliner Bevölkerung Druck auf die Alliierten ausübt und die Vereinigung der Stadt erzwingt und / oder
- dass die West-Alliierten sich aus der Stadt zurückziehen und Westberlin an die Sowjets übergeben.
Beide Ziele waren nicht erreichbar: Die Westberliner wollten nicht von den Sowjets verwaltet werden. Die Westalliierten wollten die Stadt nicht an die Sowjets verlieren. Also konnten die Sowjets den Konflikt nicht zu ihren Gunsten entscheiden.
Die Sechsmächtekonferenz
Weil über alle Fragen keine Einigung mehr erzielt werden konnte und die Sowjets jede gemeinsame Initiative blockierten, entschieden die West-Mächte, ihre Gebiete im Alleingang weiter zu verwalten. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war die Sechsmächtekonferenz. Von Februar bis Juni 1948 trafen sich Vertreter aus
- Großbritannien,
- den USA,
- Frankreich,
- den Niederlanden,
- Belgien und
- Luxemburg,
um die Gründung eines separaten westdeutschen Staates zu besprechen und auf den Weg zu bringen.
Die Sowjets waren nicht eingeladen und von allen Beschlüssen der Konferenz ausgeschlossen.
Die Reaktion der Sowjetunion: Austritt aus dem Alliierten Kontrollrat und aus der Alliierten Kommandantur. Damit war der Bruch auch offiziell besiegelt.
Die Währungsproblematik
Die Situation sollte sich weiter zuspitzen: Deutschland brauchte dringend neues Geld. Die Reichsmark war wertlos. Das lag daran, dass die Nationalsozialisten in den letzten Kriegsmonaten unendliche Mengen Geld gedruckt hatten, um den Krieg weiterzufinanzieren.
Mit der Reichsmark konnte man fast nichts mehr kaufen. Die meisten lebenswichtigen Güter gab es nur auf Bezugsscheine. Außerdem florierte der Schwarzmarkt. Hier waren Zigaretten die wichtigste Währung.
Eine neue Währung sollte die Wirtschaft stabilisieren und dem Schwarzmarkthandel ein Ende bereiten.
Die Westmächte drängten darauf, schnellstmöglich eine neue Währung für ganz Deutschland einführen.
Die Sowjets waren, nach dem peinlichen Ausschluss von der Sechsmächtekonferenz, mittlerweile gar nicht mehr bereit, sich über irgendwelche Fragen mit den Westmächten abzusprechen. Sie lehnten eine gemeinsame Währung rigoros ab - erst recht, wenn sie von den Westmächten auf den Weg gebracht wird.
Das Währungsproblem ließ sich also nicht gemeinsam für alle Sektoren lösen. Die Westmächte sahen sich deshalb gezwungen, im Alleingang in Westdeutschland eine Währungsreform durchzuführen.
Am 18. Juni 1948 wurde die alte „Reichsmark“ durch die neue „Deutsche Mark“ ersetzt.
Zwar betonen die Verantwortlichen ausdrücklich, dass die „Deutsche Mark“ nicht in Westberlin gelten sollte, trotzdem waren die Sowjets zum Handeln gezwungen.
Denn was nun passierte, war absehbar: Massenhaft altes Geld würde vom Westen, wo es nun gar nichts mehr wert war, in den Osten gebracht werden. Dadurch drohte eine Inflation und eine Entwertung der Reichsmark auch im Osten. Bedeutet: Die Währungsreform im Westen zwang die Sowjets dazu, schnellstmöglich auch im Osten eine neue Währung einzuführen: die Ostmark.
Mit dem Ziel, ganz Berlin unter sowjetische Kontrolle zu bringen, forderten die Sowjets, dass in ganz Berlin nur die Ostmark als Zahlungsmittel zugelassen wird. Wenn die Westmächte dies nicht akzeptieren, würden „Maßnahmen“ folgen.
Die Westmächte ließen sich nicht einschüchtern und reagierten auf die Drohung nicht. Das war der Beginn der Berlin-Blockade.
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