Die Vorgeschichte

Zur Kaiserzeit (1871 bis 1918) trugen die Frauen lange Kleider. Die Oberteile enthielten Korsette und waren sehr eng geschnitten. Die Korsette wurden mit der Zeit immer enger und ließen den Frauen am Ende kaum noch Luft zum Atmen. Außerdem waren die langen Kleider meist hochgeschlossen. Nach unten liefen sie durch mehrere Schichten an Unterröcken weit aus. 

Natürlich ließ ein solcher Aufzug der Frau kaum Bewegungsfreiheit. Die Haare wurden ausschließlich lang getragen, aber immer straff zusammengebunden oder mit Haarnadeln am Kopf festgesteckt.

Die Mode der Goldenen Zwanziger Jahre kann als radikale Abkehr von solchen einengenden Kleidungsregeln gesehen werden. 
Eigentlich gibt es gar nicht „die Mode“ der Zwanziger, sondern viele verschiedene Richtungen. Vier Trends sind besonders bemerkenswert:


1. Lockere, weit geschnittene Kleider

Zwar trugen die Frauen immer noch Kleider – diese waren aber viel bequemer und lässiger als die Modelle aus Korsett und Steifrock. Die Oberteile waren auffällig weit geschnitten. Die Taille wurde nicht mehr betont oder gar künstlich zusammengeschoben. Der Oberkörper der Trägerin wurde regelrecht verhüllt. Die weit geschnittenen Kleider saßen auf der Hüfte auf. Solche Kleider waren eine deutliche Absage an einengende und einschnürende Mode.  Die Kleider wurden nun außerdem kürzer – meist endeten sie unter dem Knie, selten über dem Knie. 

2. Männersachen

Während und nach des Ersten Weltkrieges gewannen Frauen in der deutschen Gesellschaft an Bedeutung. Viele konnten während des Krieges erstmals eigenes Geld verdienen und mussten Aufgaben übernehmen, die bisher Männern vorbehalten waren. 
Das neue Selbstbewusstsein, das dadurch entstand, spiegelte sich deutlich sichtbar in der Mode wieder – denn Frauen schlüpften plötzlich in „Männerkleidung“. Erstmals waren sie in Hosen zu sehen oder in männerhemdartigen Oberteilen mit Bubikragen. Das modisch-provokante Highlight solcher Outfits war oft eine Krawatte. 




 



Die Schauspielerin Marlene Dietrich war die Vorreitern dieses neuen Kleidungsstils. Sie trat zuerst in "Männerhosen", Hemd und Krawatte auf und löste damit einen Hype aus. Die Männerwelt war empört!


3. Bubikopf und Wasserwelle

Auch die Haarmode änderte sich. Statt starre Hochsteckfrisuren trugen viele Frauen nun einen „Bubikopf“, eine Kurzhaarfrisur, die den Männerlook besonders gut unterstrich. Durch enge Schnitte der Kleider und Hosen wirkten die Trägerinnen aber keineswegs unweiblich – vielmehr wurde eine neue, fordernde und starke Auffassung von Weiblichkeit transportiert. Männer zeigten sich wenig begeistert von solchen Outfits und ihren Trägerinnen – sie empfanden sie als aggressiv und nicht damenhaft.


Als Abendfrisur ließ man sich gern eine „Wasserwelle“ legen, bei der die Haare in gleichmäßigen Wellen eng am Kopf anlagen.

Die vielen Accessoires und die ganze Aufmachung sollte die Frauen vornehm und mondän wirken lassen. Für uns wirken Fotos aus den zwanziger Jahren oft wie Faschingsbilder.



4. Accessoires

Ob nun Kleider- oder Hosenträgerinnen: Alle Frauen behängten sich reichlich mit Schmuck und Accessoires. Besonders beliebt war die endlos lange Zigarettenspitze. Am Abend ging man nicht ohne Perlenketten, Federboas, Stirnbänder, auffällige Hüte und reichlich verzierte Handtaschen aus dem Haus. Außerdem schminkten sich die Frauen nicht gerade dezent. Die Gesichtshaut sollte möglichst blass wirken, die Augen wurden sehr dunkel geschminkt und die Lippen tiefrot. 

Filmszene

Zusammenfassung

Die Frauenmode der Zwanziger Jahre brachte das neue, erstarkte Selbstbewusstsein der Frauen zum Ausdruck. Die weiten, lässigen Kleider ermöglichten den Trägerinnen ganz anders als die Korsettkleider, sich frei zu bewegen. Die neuen einfach und locker geschnittenen Kleider wurden dann mit aufwändigen Accessoires aufgepeppt. 

Einschränkend muss erwähnt werden, dass von all diesen extravaganten Trends auf dem Land und in den Kleinstädten so gut wie nichts ankam – die Goldenen Zwanziger waren modetechnisch ein Großstadtphänomen.