Die Mühlburg

Wo liegt die Mühlburg?

Zusammen mit der Wachsenburg und der Burg Gleichen bildet die Mühlburg den traumhaften Anblick der Drei Gleichen. Die Mühlburg liegt auf einem Hügel, der Schlossleite, auf 359 Meter Höhe. Die Anlage besteht aus zwei Teilen, die für zwei Bauphasen stehen:

  • dem "castello Mulenberge" (erstmals dokumentiert im Jahr 704) und
  • der "Numburg" (=Neue Burg, wahrscheinlich 1332/33 errichtet).



Was kann man heute noch sehen?

Die Ruine sieht, aus westlicher Richtung betrachtet, heute so aus:´

Warum heißt die Mühlburg Mühlburg?

Der Name bezieht sich vermutlich auf zwei nahe gelegenen Wassermühlen, die vom "Spring" angetrieben wurden.


Wie alt ist die Mühlburg?

Die Mühlburg gilt mit ihrer ersten Erwähnung im Jahr 704 als die älteste Burg Thüringens, von der es schriftliche Nachweise gibt. 


Wie kann man sich den ersten schriftlichen Nachweis vorstellen?

Darin steht, dass ein gewisser Herzog Heden aus Mainfranken dem Missionar Wilibrord einige Güter in Thüringen geschenkt hat, unter anderem "drei Höfe mit Ackerland, die zum "castello Mulenberge" gehören"...

Zu dieser Zeit muss es also ein Kastell gegeben haben. Davon ist aber nichts mehr erhalten und wir können den genauen Standort nur noch vermuten.

Herzog Heden aus Mainfranken

der heilige Willibrord 

der heilige Willibrord beim Missionieren

Besitzerwechsel

Das ursprüngliche "castello" wurde im Frühmittelalter um einige Gebäude erweitert. Die entstandene Burganlage gehörte dem rheinischen Pfalzgrafen. Der schenkte sie dem Erzstift Mainz. Das Erzstift Mainz konnte sich aber nicht um die Burg kümmern. Deshalb gab sie sie Adligen aus der Region als Lehen.
Der erste Lehnsnehmer war der Edelfreie Meinhard. Er bekam Die Burg 1140 als Lehen und nannte sich dann auch stolz "Meinhard, Graf von Mühlberg". Dann blieb die Burg lange im Besitz der Familie der Meinharde. Alle nannten sich "Graf von Mühlberg".
Allerdings waren die Grafen wenig bedeutend:

  • Sie durften keine Urkunden ausstellen. 
  • Sie tauchen nur als Zeugen in Urkunden auf, die vom Mainzer Erzbischof oder vom Landgrafen von Thüringen ausgestellt wurden.


Der letzte bekannte Lehnsnehmer der Mühlburg war Meinhard der Fünfte. Nach seiner Amtszeit fiel die Burg wieder an das Erzstift Mainz zurück.

Die Mainzer Heberolle

Die Mainzer Heberolle war eine Liste aus den Jahren 1248/49, in der alle Besitzgüter des Erzstifts Mainz aufgezählt wurden. Und auf dieser Liste können wir auch etwas über die Mühlburg erfahren. Denn es wird aufgezählt, was alles zur Mühlburg gehört:

  • ein Markt,
  • ein Gericht,
  • eine Münze,
  • eine Brauerei-Abgabe,
  • zwei Mühlen,
  • Äcker,
  • Wiesen und
  • Weinland.


Außerdem können wir der Mainzer Heberolle entnehmen, dass sechs "Burgmannen" auf der Burg lebten. Diese sechs Burgmannen mussten sich um die Burg kümmern:

  • Sie waren verpflichtet, ständig auf der Burg zu wohnen.
  • Sie mussten die Burg verteidigen.
  • Sie mussten dem Lehnsherrn helfen.
  • Sie mussten den Landesherrn vertreten.
  • Sie durften Gericht halten.


Allerdings waren die Burgmannen nur für eine bestimmte Zeit eingesetzt und konnten jederzeit abgesetzt werden.

Der Verkauf der Burg an die Stadt Erfurt

Nun war also das Burgleben vor Ort geregelt. Aber das Erzstift Mainz war immer noch Eigentümer der Burg. Und wenn das Erzstift in Geldnot war, wurde die Mühlburg gerne mal verpfändet... Das ist auch oft geschehen. Um 13oo nutzte die Stadt Erfurt die Geldnot des Mainzer Erzstiftes und erkaufte sich ein Öffnungsrecht für die Mühlburg.

Die Geldnot der Mainzer muss sich bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts verschärft haben, denn in dieser Zeit haben sie ein Viertel der Burg an den Grafen von Henneberg-Schleusingen verkauft und ein Viertel an den Grafen von Schwarzburg. Die verbleibende Hälfte blieb im Besitz des Maizer Erzstifts.

1347 wurde die Mühlburg vom Landgrafen Friedrich erobert. 1350 gab er Die Burg an das Erzbistum Mainz zurück.
Doch in Mainz herrschte weiterhin Geldnot, denn das Erzbistum verkaufte die Burg nun Stück für Stück an die Stadt Erfurt:

  • 1351 und 1357: Verkauf des Viertels "Henneberg",
  • 1355 und 1357: Verkauf der Mainzer Hälfte und
  • 1357 und 1362: Verkauf des Viertels "Schwarzburg".


Die Mainzer haben sich zwar ein Rückkaufsrecht gesichert - trotzdem war die Burg nun erst einmal vollständig im Besitz der Stadt Erfurt, die zur Verwaltung der Burg Amtleute einsetzte.

Die Erfurter Zeit

Die Erfurter leiteten sofort umfangreiche Baumaßnahmen ein. Genau jetzt bekommt die Burg das Aussehen, was wir heute noch erkennen können. Über alle Bau- und Reparaturmaßnahmen gibt es ausführliche Listen, so dass wir über die folgenden Arbeiten bescheid wissen:

1358:

  • Die Dächer wurden gedeckt.
  • Ein Burggraben wurde angelegt.


1360:

  • Ein Brunnen wurde gegraben und gemauert.
  • Ein Bergfried wurde hochgezogen.


1361:

  • Eingestürzte Mauern wurden erneuert.
  • Auf den Mauern und am vorderen Tor wurden Erker errichtet.
  • Kemenaten und Wohnhäuser wurden gebaut.


1367:

  • Ein Brunnenseil wurde am Brunnen befestigt.


1375:

  • Der Brunnen bekam ein Dach.


1376:

  • Eine Vorburg wurde gebaut.
  • Die Vorberg wurde mit Palisaden und Zäunen gesichert.


1378:

  • Ein neues Schlafhaus wurde gebaut.

Eine Scheune und ein Pferdestall wurden errichtet.

1386:

  • Das vordere Burgtor wurde repariert.
  • Zwei Kemenaten wurden erneuert. 


1386/87:

  • Der obere Teil des alten Tores wird abgerissen und durch ein hölzernes Gebäude mit Dach ersetzt.


1387/89:

  • Ein neues, unterkellertes Haus wird gebaut.
  • Die Burgmauern wurden erhöht.


1389:

  • Das Brunnenrad wird erneuert.


1392:

  • Ein neues Schlafhaus und ein Backhaus werden gebaut.
  • Eine neue Brücke wird errichtet.
  • Der obere Teil des Bergfriedes entsteht.


1393:


1394:

  • Eine Zugbrücke wird gebaut.


1396:

  • Eine weitere Zugbrücke an der Vorberg kommt hinzu.


1405:

  • Der Burggraben wird liefergelegt.


1434:

  • Das Burgtor wurde repariert.


An all diesen Baumaßnahmen kann man sehen, dass reges Leben auf der Burg herrschte und immer mehr Menschen dort gewohnt haben. Man kann sich die Burg wie ein kleines Dorf vorstellen. Man sieht aber auch, dass die Stadt Erfurt sich fürsorglich um die Burg und ihre Instandhaltung gekümmert hat.

So könnte die Mühlburg im Spätmittelalter ausgesehen haben:

Verteidigung der Burg

Doch aus dieser  Zeit sind nicht nur Listen über Baumaßnahmen erhalten. Eine Urkunde aus dem Jahr 1383 gibt darüber Aufschluss, dass der Amtmann der Mühlburg die folgenden Personen beschäftigen muss:

  • einen Torwächter,
  • zwei Hausmannen,
  • vier Wächter,
  • drei Lanzenreiter und
  • drei Schützen, gut gewappnet und beritten.


Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Burg dann richtig gut gegen Feinde gerüstet. 1503 wurde eine Harnischkammer errichtet. Darin wurden auch Büchsen und Geschoss aufbewahrt. 1510 wurden die Büchsenschützen verdoppelt, so dass jetzt zwölf Schützen und ein Büchsenmeister auf der Burg waren. Erfurt hat also dafür gesorgt, dass die Mühlburg gut gegen Feinde gerüstet war. Man kann davon ausgehen, dass die Mühlburg in dieser Zeit ernsthaft bedrängt wurde.

Die Schützen der Burg waren immer bereit zum Angriff. Einmal wurde der Herzog Wilhelm von Sachsen aus Versehen beschossen - er war auf der Durchreise und hatte keine feindlichen Absichten.

Im 16. Jahrhundert hab es immer wieder Bau- und Erhaltungsmaßnahmen. 1590 wurde zum Beispiel eine zweibogige Brücke im Burggraben gebaut. 1591 wurde ein Blockhaus mit zwei Zugbrücken ergänzt. Innerhalb der Mauern entstand ein neues Torhaus mit einer Stube.


Die folgende Zeichnung stammt aus dem Jahr 1580 und zeigt den damaligen Zustand der Burg:

Der Untergang der Mühlburg

Aus irgendwelchen Gründen haben die Mainzer den Verlust der Mühlburg immer noch nicht verkraftet, denn 1590 wollte der Mainzer Erzbischof von seinem Rückkaufsrecht Gebrauch machen. Die Stadt Erfurt weigerte sich aber, die Burg zurückzugeben. Deshalb beauftragte der Mainzer Erzbischof den Herzog von Sachsen-Weimar, die Mühlburg am 2. und 3. Dezember 1592 gewaltsam zu besetzen. Er schaffte es, die Mühlburg in Besitz zu nehmen.

Nun ist die Mühlburg regelrecht vom Pech verfolgt. 1595 richtete ein Orkan gewaltige Schäden an der Burg an. Das Torhaus, welches erst 4 Jahre alt war, stürzte ein. Viele Dächer der Burg wurden durch den Orkan abgedeckt. 1601 schlug ein Blitz in den Torturm ein.
Anscheinend nutzte der Herzog von Sachsen-Weimar die Burg nun für seine Zwecke, denn 1601 veranstaltete er dort eine große Tafel. 1606 deckte ein Sturm wieder alle Dächer ab.
Eine Liste über Waffen und Kampfausrüstung aus dem Jahr 1608 verrät, dass die Mühlburg zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage war, sich gegen Angriffe zu wehren. Wahrscheinlich hatte die Stadt Erfurt ihre Waffen und Ausrüstung abgezogen, ehe sie die Mühlburg an den Herzog abgeben musste.
An Besatzung war nur noch ein Torwächter vor Ort. Das Dorf Mühlberg musste auf eigene Kosten zwei Nachtwächter beschäftigen, die Die Burg nachts bewachten.

Bis 1627 wurden einige Reparaturmaßnahmen durchgeführt. 1627 hielt wieder ein Herzog eine große Tafel auf der Burg ab.

Mit der Landesteilung 1640 fällt die Mühlburg in den Besitz des neuen Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg zu. 
Wegen der Türkeneinfälle wird die Burgbefestigung erneuert. Ein erhaltenes Bild aus dem Jahr 1666 zeigt, dass die Burg zu diesem Zeitpunkt noch in gutem Zustand war:

Der endgültige Verfall

1667 gerät die Mühlburg wieder in den Besitz des Mainzer Erzbistums, welches sich aber nicht für den Erhalt der Burg bemüht.

  • Zum Ende des 17. Jahrhunderts wird die Betreibung der Burg eingestellt. Es wird kein Geld mehr in den Erhalt der Burg investiert. 


  • Archäologische Untersuchungen am Brunnen beweisen, dass der Brunnen am Ende des 17. Jahrhunderts nicht mehr genutzt wurde. Das bedeutet, dass niemand mehr auf der Burg gelebt hat. Am Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Torturm noch als Gefängnis genutzt.


  • Eine Zeichnung aus dem Jahr 1703 zeigt, dass nur der Torturm noch ein Dach hat - alle anderen Gebäude sehen wie Ruinen aus. 


  • 1718 waren dann alle hölzernen Bestandteile der Burg verrottet


  • 1768 brachen Steine aus dem Mauerfuß des Torturmes heraus. Daraufhin stürzte der ganze Torturm mit lautem Getöse in den Burggraben.


  • 1775 soll im vorderen Bereich der Burganlage eine Branntweinbrennerei entstehen, dafür werden Steine aus der Burg genommen.


  • Ein Korkmodell aus dem Jahr 1800 zeigt, dass die Burg nur noch eine Ruine ist. Das Korkmodell ist zwar verschollen, es gibt aber Abbildungen davon:

Wechselnde Besitzer

Bis 1802 war die Mühlburg im Besitz der kurfürstliche-mainzeschen Hofkammer.
1802 wanderten aber kurmainzischen Besitzungen an Preußen.
1806 bis 1814 gehörte die Mühlburg zum Fürstentum Erfurt.
Das Fürstentum Erfurt war wiederum Teil des französischen Staates.
Ein Franzose kaufte die Mühlburg und schenkte sie der Stadt Erfurt.
Die Universität wollte die Burg wiederbeleben und hatte viele Pläne.
Daraus wurde aber nichts, weil die Universität 1816 aufgelöst wurde.
Dadurch war die Mühlburg wieder im preußischen Besitz.
1817 wurde die Mühlburg an den Freiherr von Müffling verkauft.

1896 gab es Bemühungen, Die Burg zu erhalten. Der Turm sollte als Aussichtspunkt zugänglich gemacht werden. 1899 wurde die Ruine vermessen. Der Erfurter Stadtbaurat plante viele Maßnahmen zur Instandsetzung der Burg. 1904 begann die Arbeit. Die Burg sah zu diesem Zeitpunkt so aus: 



Das waren die Baumaßnahmen:

  • Reste des Turmes wurden freigelegt.
  • Die Brücke wurde freigelegt.
  • Fehlende Mauerstücke wurden ersetzt.
  • Der Bergfried wurde repariert.
  • Der Bergfried bekam eine verschließbare Tür.
  • Der Bergfried bekam Zwischenböden und eine Wendeltreppe.
  • Der Zinnenkranz auf dem Bergfried wurde restauriert.
  • Ring- und Zwingermauer wurden erneuert.

Die Burg als archäologischer Fundort

Die Maßnahmen dauerten drei Jahre. Neben den Bautätigkeiten wurde auch ein Burgwart eingesetzt, der dauerhaft da sein sollte und sich um die Burg kümmern sollte.

Seit 1919 war die Linie nicht mehr im Besitz der Familie Müffling - der amtierende Freiherr von Müffling schenkte die Burg dem Konsul Johannes Mühlberg aus Dresden.

Seit 1930 wurde die Burg dann als geschichtlicher Fundort betrachtet. Der damalige Burgwart kümmerte sich nicht um den Erhalt der Bausubstanz, sondern um Ausgrabungen und das Freilegen von Gebäude- und Mauerresten. So wurden Bereiche der Kernburg, die Burgkücke und der Vorhof von Schuttablagerungen befreit, um Kenntnisse über das frühere Leben auf der Burg zu gewinnen. Fünf Jahre später waren auch die Grundmauern einer Kapelle freigelegt. 1935 schenkte der Konsul Mühlberg die Mühlburg "dem Führer". 

Die Mühlburg in der Nachkriegszeit 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Mühlburg Besitz des Landes Thüringen. Verwaltet wurde sie durch den Kreis Gotha.
Aus Mangel an Baumaterialien in der Nachkriegszeit trugen viele Menschen Steine der Mühlburg ab. Um eine weitere Denkmalzerstörung zu unterbinden, wurde die Ruine ab 1953 durch einen Bauingenieur betreut.
1954 war ein großes Fest geplant: 1250 Jahre Mühlburg! Im Vorfeld dieser Feier wurden große Teile des Gemäuers gesichert. 


Die Mühlburg in der DDR

Nach der 1250-Jahrfeier bis 1970 passierte nichts. Erst in den 1970er Jahren gab es wieder einen Burgwart, der sich dauerhaft um die Mühlburg kümmerte. Bis 1978 gab es nur kleine Erhaltungsarbeiten und Ausgrabungen. Leider war die Burg wieder einmal dem Verfall preisgegeben.

  •  Mauern gingen wieder kaputt, 
  • Turmzinnen brachen ab und fielen herunter, 
  • die Turmtreppe wurde demoliert. 


Um einen weiteren Verfall zu stoppen, gründete sich eine AG Mühlburg, die sich mit viel Eifer um den Erhalt der Burg bemühte.

Wendezeit

  • 1988/1989 wurde der Keller der Kemenate durch einen Neubau überzogen. Dafür wurden alte Mauerteile beseitigt und durch neue, frei gestaltete Mauerteile ersetzt. 


  • 1990 übernahm ein Architekturbüro die Leitung der Erhaltungsarbeiten.


  • Mühlberg wird zu einem von zwei Musterdörfern der neuen Bundesländer. In diesem rahmen floss viel Geld in den Erhalt der Burgruine.


  • Bei den Baumaßnahmen kam es aber zu großen Eingriffen, die vorhandene Bausubstanz wurde zu großen Teilen umgeformt - und das ohne wissenschaftliche Anleitung. 


  • Die Zwingermauer und Teile der Kernburg wurden durch Fachleute saniert.


  • Zwischen 2001 und 2004 wurde der Burgbrunnen bis auf den Grund (55,60 Meter) freigelegt.


Die Mühlburg heute

Die Ruine wird nun durch einen Verein getragen, der sich um die kulturelle Nutzung der Anlage bemüht. Eigentümer der Mühlburg ist die Gemeinde Mühlberg.