Leonardo da Vinci war eine herausragende Persönlichkeit in einer besonderen Zeit. 
Seine Vielseitigkeit machte ihn zum "Universalgenie":  Er erkundete die Natur und den menschlichen Körper. Sein so gewonnenes Wissen sammelte er in Skizzen, auf dessen Grundlage er Flugapparate, Messgeräte und neuartige Waffen erschuf.

Unsterblich aber wurde Leonardo durch seine Gemälde. Es sind gerade einmal 14 Werke, die er nachweislich allein gemalt hat. Doch diese Werke lassen ein Talent erkennen, das bis heute seinesgleichen sucht. 

Seine Kindheit und Jugend

Leonardo wurde im Jahr 1452 im kleinen Dorf Vinci in der Toskana im heutigen Italien geboren. Leonardo "da Vinci" bedeutet Leonardo "aus Vinci"
Er wuchs als uneheliches Kind auf. Seine Mutter war ein armes Bauernmädchen, der Vater war Notar. Leonardo wuchs im Haus des Vaters auf.

Der Vater sorgte dafür, dass der Junge eine Schulbildung erhielt. Mit dem Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen tat Leonardo sich sehr schwer. Obwohl die lateinische Sprache damals sehr wichtig war, erlernte Leonardo diese Sprache nie. Leonardo zeigte aber ein vielseitiges Interesse an Technik und ließ schon früh ein großes künstlerisches Talent erkennen. Zum Glück erkannte der Vater das Talent des Sohnes und förderte es.

Geburtshaus von Leonardo da Vinci

Die Ausbildung

Leonardos Vater schickte den Jungen zum Bildhauer und Restaurator Andrea del Verrocchio nach Florenz. In Verrocchios Werkstatt arbeitete Leonardo an Skulpturen und Gemälden mit und skizzierte erste Körper. Er probierte Zeichentechniken aus und experimentiere dafür. Zum Beispiel legte er Stoffe in Falten und versuchte, den Faltenwurf so genau wie möglich abzuzeichnen. 

Leonardo beendete seine Lehre bei Verrocchio erfolgreich und wurde anschließend in die Florentiner Malerzunft aufgenommen. Er richtete sich eine eigene Werkstatt ein.

Die ersten Arbeitsjahre in Mailand

Doch im Jahr 1482, mit 30 Jahren, verließ Leonardo Florenz. Er begab sich nach Mailand und trat dort in den Dienst des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza. Für den Herzog arbeitete Leonardo als Musiker, als Architekt und als Ingenieur. Er versprach dem Herzog, eine riesige Reiterstatue zu errichten, bei der der Reiter auf einem sich aufbäumenden Pferd sitzen sollte. Das war die Skizze für die Reiterstatue:


Leider blieb die Reiterstatue aber ein unmögliches Projekt: Leonardo scheiterte an der Statik. Wegen der erhobenen Vorderläufe hätte die Konstruktion keine Stabilität gehabt und wäre umgefallen. Leonardo musste seinen Plan also verwerfen. 
Doch schnell stürzte er sich auf sein nächstes Projekt: Für ein Mailänder Kloster sollte er ein großes Wandbild anfertigen. Das Wandbild sollte das letzte Abendmahl zeigen, also das letzte abendliche Treffen von Jesus mit seinen Anhängern vor dessen Ermordung. Nach der Fertigstellung des Wandbildes ging er zurück nach Florenz.

Zurück in Florenz

Leonardo, mittlerweile ein bekannter und geschätzter Künstler, durfte dort im Kloster Annunziata wohnen. Als Gegenleistung versprach er, ein Altarbild für das Kloster anzufertigen. Doch Leonardo schaffte es einfach nicht, mit dem Altarbild zu beginnen. Denn er vertiefte sich immer mehr in physikalische, geografische und naturwissenschaftliche Studien, die ihm im Moment viel wichtiger waren als die Malerei. 
Er machte die Obrigkeiten der Stadt darauf aufmerksam, dass Florenz bald von einem Erdrutsch bedroht werden könnte und legte ihnen einen Plan vor, wie man den Fluss Arno lenken kann. Dazu gehörte auch ein Kanalsystem durch die Stadt, welches den Erdrutsch vermeiden sollte. 
Die Klosterbrüder des Klosters Annunziata mussten Leonardo immer wieder daran erinnern, dass er ihnen noch ein Altarbild schuldet.  Er begann damit erst Jahre später.


Im Dienste der Borgias

1502 trat Leonardo in den Dienst des Herzogs Cesare Borgia. Dieser ernannte ihn als "ersten Ingenieur" -  damit ging endlich Leonardos Traum in Erfüllung! Er durfte an Kanal- und Hafenbauprojekten arbeiten und einen Palast renovieren. Die Arbeit für den Herzog war aber nur eine kurze Episode. 


Im Dienste des französischen Hofes

1504 starb Leonardos Vater. Infolgedessen kam es zu Streitigkeiten zwischen Leonardo und anderen Familienmitgliedern. Außerdem gab es Ärger mit den Machthabern in Florenz, denn Leonardo hatte mal wieder ein bestelltes Gemälde nicht fertiggestellt. Der beste Zeitpunkt, um der Toskana einmal wieder den Rücken zuzukehren...
Also ging es für den Künstler zurück nach Mailand, welches zu dieser Zeit unter französischer Herrschaft stand. Die Vertreter des französischen Hofes bewunderten Leonardo und erkannten seine großen Talente. Er durfte für den französischen Hof arbeiten und seinen Interessen nachgehen: 

  • Mit einem Anatomieprofessor führte Leonardo anatomische Studien durch.
  • Als Ingenieur plante als plante er den Neubau eines Palastes.
  • Er beschäftigte sich mit Bewässerungssystemen und konstruiert Pläne für Talsperren und Kanäle.
  • Nur gelegentlich arbeitete er an Gemälden, zum Beispiel an der "Mona Lisa".


Unter französischer Herrschaft konnte Leonardo frei und kreativ arbeiten, weil er völlige Handlungsfreiheit hatte und seine Arbeit sehr geschätzt wurde. Doch schon bald verloren die Franzosen die Macht über das Mailänder Gebiet, die Medici und die Sforza gewannen die Herrschaft zurück. Leonardo flüchtete aufs Land.

In Rom

Das Geschehen von Rom bestimmte der Papst, zu Leonardos Zeit war es Papst Julius. Dieser wollte Rom zum kulturellen Zentrum ausbauen und versammelte dort alle namhaften Künstler. Auch Leonardo da Vinci wird nach Rom berufen. Das Angebot war verlockend: Leonardo durfte auf dem Vatikangelände wohnen und bekam ein eigenes Atelier. Doch der Schein trügt: Der Papst hatte keine gute Meinung von ihm. Das lag zum einen an Leonardos Unzuverlässigkeit: Dass er viele Werke anfing, saftige Vorschusszahlungen erhielt, die Werke aber dann nicht vollendete, hatte sich mittlerweile in ganz Italien herumgesprochen.


Außerdem kritisierte der Papst Leonardos anatomische Studien, für die er Leichen aufschnitt. Der Vorwurf: Leichenfledderei und Pietätlosigkeit. Der Papst ließ den Künstler streng kontrollieren. 
Außerdem machte er kein Geheimnis daraus, dass er von den jüngeren Künstlern, zum Beispiel von Raffael und Michelangelo, mehr hielt. Diese arbeiteten an der Sixtinischen Kapelle und bekamen vom Papst viel Unterstützung und Anerkennung. Leonardo hingegen wurde kaum beachtet. Das Verhältnis zu den jüngeren Kollegen war von Rivalität, Neid und Hass geprägt.

Keine gute Atmosphäre für einen sensiblen Künstler wie Leonardo. In einem Klima aus Intrigen, Leistungsdruck und Missgunst fiel ihm das Malen schwer. Nur "Johannes der Täufer" wurde in Rom fertiggestellt. Er stürzte sich lieber in die Ingenieurs-Arbeit. Er entwickelte  Pläne für den Hafen und erneuerte die Verteidigungsanlagen. Außerdem kümmerte er sich um die Trockenlegung der Sümpfe im Umkreis der Stadt.
Und dann hatte Leonardo noch eine innovative Idee, nämlich dem Energiegewinn aus Sonnenlicht. Mit einem Hohlspiegel müsste man doch Sonnenlicht in Wärme umwandeln können...?

Die letzten Jahre in Frankreich

Nach zwei Jahren verließ Leonardo Rom und begab sich wieder nach Norditalien. Dort gab es ein Aufeinandertreffen mit dem französischen König. Die beiden verstanden sich so gut, dass der französische König dem Künstler anbot, seinen Lebensabend in Frankreich zu verbringen. Das Angebot umfasse das Wohnrecht in einem Schloss und eine großzügige Pension. Leonardo wusste: In Frankreich würde man sein Ausnahmetalent schätzen und ihn respektvoll behandeln. Nach kurzer Bedenkzeit nahm er das Angebot an und packte seine Sachen. 

In Frankreich fand der Künstler Anschluss an das höfische Leben: Er bekam oft Besuche aus der Königsfamilie und war oft am Königshof zu Gast. Der König lobte Leonardo und dessen Wissen über alle Maßen. Doch die Lebenskräfte verließen Leonardo allmählich. Er betrieb noch einmal intensive Wasserstudien und erstellt einen Bauplan für einen Kanal. Außerdem fertigte er Entwürfe für einen Königspalast an. Auch einige anatomische Studien wurden noch fertiggestellt. Doch Leonardo war gesundheitlich schon sehr angeschlagen. Zu Ostern im Jahr 1519 erstellte er sein Testament, im August des selben Jahres starb er.