Der Bund Deutscher Mädel (BDM)

 

Genau wie die Jungen traten die Mädchen mit zehn Jahren ihrer ersten nationalsozialistischen Jugendorganisation bei, dem Jungmädelbund. Dort lernten sie Handarbeit, Kochen und „ein Heim behaglich einzurichten“.

 

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Propaganda-Plakat**

Nach vierjähriger Mitgliedschaft im Jungmädelbund kamen die Mädchen mit 14 Jahren in den Bund Deutscher Mädel (BDM). Dort wurden sie auf ihre spätere Rolle in der nationalsozialistischen Gesellschaft vorbereitet.

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Die Aufgaben der Mädchen und Frauen

Über die Rolle der Frau und das Thema Gleichberechtigung äußerte sich Adolf Hitler im Jahr 1935 folgendermaßen:

„Die Gleichberechtigung der Frau besteht darin, daß sie in den ihr von der Natur bestimmten Lebensgebieten jene Hochschätzung erfährt, die ihr zukommt […] Auch die deutsche Frau hat ihr Schlachtfeld: Mit jedem Kinde, das sie der Nation zur Welt bringt, kämpft sie ihren Kampf für die Nation.“****

 

Die Rechsreferentin des BdM, Jutta Rüdiger, erklärte 1939 die Aufgabe der Mädchen:

„Die Jungen werden zu politischen Soldaten und die Mädel zu starken und tapferen Frauen erzogen, die diesen politischen Soldaten Kameraden sein sollen – und unsere nationalsozialistische Weltanschauung später in ihrer Familie als Frauen und Mütter leben und gestalten – und so wieder großziehen eine Generation der Härte und des Stolzes. Wir wollen darum bewußt politische Mädel formen. Das bedeutet nicht: Frauen die später in Parlamenten debattieren und diskutieren, sondern Mädel und Frauen, die um die Lebensnotwendigkeiten des deutschen Volkes wissen und dementsprechend handeln.“

Bei der geplanten „rassischen Erneuerung des deutschen Volkes“ kam den Frauen eine besonders große Verantwortung zu, sie wurden als das „Rassegewissen der Nation“ bezeichnet. Die Frau sei die „Hüterin der Reinheit des Blutes und des Volkes“ und müsse aus den Söhnen des Volkes (!) Helden formen.****

Was passierte im BDM?

Das Aktivitätsangebot umfasste:

·      Ausflüge, Wanderungen und Märsche mit Lagerfeuer und Gesang,

·      Vollmond-Beobachtungen mit anschließender Übernachtung im Heuschober,

·      Heimabende (Singen, Lesen, polit. Schulung),

·      Märchen- und Theateraufführungen,

·      Volkstanz mit Flötenmusik,

·      Sportangebote,

·      Schulungen im „Gesundheitsmädeldienst“.****


Mädchensport

Die Jungen durchliefen ein hartes sportliches Training, bei dem es um den Aufbau von Kräft, Ausdauer und Zähigkeit ging. Auch für die Mädchen war Sport bedeutsam. Jedoch sollten sie nicht Kraft und Ausdauer erwerben, sondern Anmut und Grazie: „An die Stelle athletischen Kraftaufwands trat in der Regel die rhythmische Gymnastik mit ihrer Betonung auf Harmonie und dem Gefühl, im eigenen Körper zu ruhen und Teil des Gruppenkörpers zu sein. So praktizierten die Mädchen eine organische ‚Volksgemeinschaft’, gleichzeitig war der Fluss der gymnastischen Bewegungen auf die weibliche Anatomie und die künftige Mutterrolle abgestimmt.“****

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Immer schön synchron und geordnet ***

Wie die Jungen trugen die Mädchen eine Uniform: dunkelblauer Rock, weiße Bluse, ockerfarbene Jacke  und schwarzes Halstuch. 
Für Schmuck und Schuhwerk gab es feste Vorschriften.

Glaube und Schönheit 

Mit 18 Jahren endete die Mitgliedschaft im BDM. Was passierte mit den 18-jährigen jungen Frauen? Anders als die Männer gab es ja keine automatische "Anschlussbetreuung" in der Wehrmacht. Doch das Regierungsprinzip der Gleichschaltung sah eine lückenlose Einflussnahme auf alle Deutschen in allen Altersklassen vor.
Im Jahr 1938 wurde deshalb die Unterorganisation "Glaube und Schönheit" gegründet. Sie richtete sich an Frauen zwischen dem 18. und dem 21. Lebensjahr. Formal war die Mitgliedschaft freiwillig, es kam aber oft vor, dass 18-Jährige automatisch in die Organisation "Glaube und Schönheit" überführt wurden.
Das Prinzip war das gleiche wie in allen anderen Jugendorganisationen: regelmäßige Treffen mit bestimmten Aktivitäten und ideologischer Schulung. Bei "Glaube und Schönheit" ging es speziell um die Formung der "körperlich vollendet durchgebildeten Trägerin nationalsozialistischen Glaubens" (Baldur von Schirach) und auf die Vorbereitung der jungen Frau auf ihre
künftige Rolle als Ehefrau und Mutter.
"Glaube und Schönheit" war in Arbeitsgruppen von 10 bis 30 Mitgliedern unterteilt. Jede Arbeitsgruppe hatte eine Gruppenführerin.

Die Schulungs-Themen waren:

  • Leibeserziehung,
  • gesunde Lebensführung,
  • persönliche Lebensgestaltung,
  • politische und geistige Bildung,
  • Gesundheitsdienst und
  • Kranken- und Säuglingspflege.


Besonders beliebt und gut besucht waren hauswirtschaftliche Kurse mit bestimmten Themen. Bei der politischen und geistigen Bildung wurden die Frauen in nationalsozialistischer Literatur und Kunst unterrichtet. Sie lernten alte Volkslieder, Märchen, Spiele und Bräuche, damit sie diese an ihre Kinder weitergeben konnten. 




Mütterschulungskurs des Deutschen Frauenwerks (1940)**

Nach Kriegsausbruch

Zur Zeit des Kriegsausbruchs im September 1939 übernahmen BDM-Mädchen Hilfsaufgaben in Lazaretten, im Luftschutz und in der Landwirtschaft. 

Mit Voranschreiten des Krieges mussten die jungen Frauen auch in Krankenhäusern und Lazaretten bei der Betreuung Verwundeter aushelfen, kümmerten sich an Bahnhöfen um ankommende Flüchtlinge und unterstützten Menschen, die durch Bombenangriffe obdachlos geworden waren. Ca. 3000 Mädchen traten freiwillig der SS bei und arbeiteten als KZ-Aufseherinnen.
Die jungen Frauen von "Glaube und Schönheit" wurden bei der Ernte, in Lazaretten oder beim Roten Kreuz eingesetzt. Es kam auch vor, dass sie sich um Soldatengräber oder die Familien von Gefallenen kümmern mussten.

1945 wurde der BDM wie alle anderen NS-Jugendorganisationen verboten und aufgelöst.****

 

Quellen:
* https://www.lwl.org/marsLWL/de/instance/ko/HJ-Hitlerjugend-Hitler-Jugend.xhtml?oid=5551&ajaxRequestsMade=1#prevId=37487
** https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/innenpolitik/frauen
*** Zentner, Christian (Hg.): Große Geschichte des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs. Band 2: 1934 - 1939. Naturalis Verlag, München (1989), S. 142
**** https://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Deutscher_Mädel