Die Jugendorganisationen
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1. Wie war die Jugend organisiert?
Schon 1922 wurde der „Jugendbund der NSDAP“ gegründet, dem Jugendliche freiwillig beitreten konnten. 1926 wurde der „Jugendbund der NSDAP“ dann in „Hitlerjugend“ (HJ) umbenannt. Die Teilnahme war immer noch freiwillig.
Erst im Jahr 1936 wird die Teilnahme aller Kinder und Jugendlichen in nationalsozialistischen Jugendorganisationen verpflichtend.
Das war die entsprechende Verordnung:
„Von der Jugend hängt die Zukunft des deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muss deshalb auf ihre künftigen Pflichten vorbereitet werden. Die Reichsregierung hat daher das folgende Gesetz beschlossen, daß hiermit verkündet wird:
§ 1. Die gesamte deutsche Jugend innerhalb des Reichsgebietes ist in der Hitlerjugend zusammengefaßt.
§ 2. Die gesamte deutsche Jugend ist außerdem außer in Elternhaus und Schule in der Hitlerjugend körperlich geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.
§ 3. Die Aufgabe der Erziehung der gesamten deutschen Jugend in der Hitlerjugend wird dem Reichsjugendführer der NSDAP übertragen. Er ist damit „Jugendführer des Deutschen Reichs“. Er hat die Stellung einer Obersten Reichsbehörde mit dem Sitz in Berlin und ist dem Führer und Reichskanzler unmittelbar unterstellt.“
Weiterhin heißt es im Gesetzestext:
„Alle Jugendlichen vom 10. Bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind verpflichtet, in der Hitlerjugend Dienst zu tun, und zwar:
1. die Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren im „Deutschen Jungvolk“ (DJ);
2. die Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren in der „Hitler-Jugend“ (HJ);
3. die Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren im „Jungmädelbund“ (JM);
4. die Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren im „Bund Deutscher Mädel“ (BDM).“
Es wurde also nach Geschlecht und nach Alter unterschieden. Schwache, Kranke und Juden waren von allen vier Verbänden ausgeschlossen, für alle anderen bestand Teilnahmepflicht. Viele Eltern wollten nicht, dass ihr Kind in die Jugendorganisation eintritt, konnten dies aber nicht verhindern. Versuchten sie es doch, drohten Geld- und Gefängnisstrafen.*
Die Aufnahme
Für die Zehnjährigen war der Eintritt ins "Deutsche Jungvolk" oder in den "Jungmädelbund" ein großes Ereignis, auf das sie lange hinfieberten. Der Eintritt wurde mit einer großen Veranstaltung gefeiert. Dabei trugen die Kinder die Uniformen, die ihnen die Eltern vorher gekauft hatten.*
Im Rahmen einer feierlichen Aufnahme Zehnjähriger (!) hielt der Reichsjugendführer Baldur von Schiebfach diese Rede:
"Deutsche Jugend!
In großer Zeit steht ihr vor der Fahne des Führers, angetreten, um durch feierliche Verpflichtung in die Jugendbewegung Adolf Hitlers aufgenommen zu werden. Mit dieser Stunde beginnt ein neuer Abschnitt eures Lebens. Die Kindheit liegt abgeschlossen hinter euch. Von nun an zählt ihr zur Jugend. Damit werden euch zum erstenmal in eurem Dasein große Pflichten auferlegt, die ihr in Zukunft treu und gewissenhaft zu erfüllen habt.
Die Hitler-Jugend nimmt euch als Gliederung der nationalsozialistischen Bewegung in ihre Gemeinschaft auf, damit ihr dieser Bewegung und dem Deutschen Reich in allen kommenden Jahren eures Lebens dienen könnt. Der Führer Adolf Hitler braucht eine Jugend, die treu und selbstlos seinem Werk und seinem Willen jedes Opfer bringt, das er für Deutschlands Zukunft von ihr fordert. Ob ihr arm seid oder reich, das ist Adolf Hitler gleichgültig. Er sieht nur auf Treue und Tüchtigkeit (...)
Werdet dieser Hitler-Jugend, ihrer Fahne und Adolf Hitlers würdig, indem ihr, so wie der Führer das von euch will, als Kameraden und Kameradinnen fest zusammenhaltet. In der Hitler-Jugend ist niemand verlassen. Millionen deutscher Jugend stehen in der HJ füreinander ein. Einer hilft dem anderen, alle helfen dem einen, der unser geliebter Führer ist. Ihm gehören wir heute, morgen und immerdar."**
Jungen im Jungvolk wurden "Pimpfe" genannt.**
Militärische Struktur
Alle vier Verbände waren wie Armeen aufgebaut. Es gab in ihnen Korps, Divisionen, Bataillone, Brigaden, Regimenter, Kompanien und Schwadronen.
Die Anführer in den Jugendgruppen hießen z.B. Fähnleinführer, Stammführer, Obergebietsjungvolkführer oder Gefolgschaftsführer.
Der erste und wichtigste Grundsatz aller vier Staatsjugendverbände lautete: „Jugend soll von Jugend regiert werden.“ Dass hatte den Vorteil, dass die Anführer selbst keine Zeit vor dem Nationalsozialismus kannten und die nationalsozialistische Ideologie nicht in Frage stellten. Um die Anführer besonders intensiv auf die nationalsozialistische Linie einzuschwören, wurden diese an 32 speziellen Ausbildungsschulen ausgebildet.
Was passierte bei den Treffen?
Das Verbandsleben bestand zunächst daraus, sich an Wochenenden und Heimabenden zu treffen, gemeinsam Sport zu treiben und Mutproben bestehen. Außerdem gab es Schulungen im nationalsozialistischen Denken. Die Kinder verinnerlichten, dass sie eines Tages gebraucht werden, um Deutschland zu retten. Trotzdem waren die Treffen anfangs in erster Linie spielerischer Natur. Mit jedem Jahr der Mitgliedschaft stieg der militärische Aspekt. Schon 12-jährige lernten das Schießen Karabinern und den Umgang mit der Panzerfaust.
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Die Ausbildungsinhalte
Die folgende Liste zeigt beispielhaft die Ausbildungsinhalte eines Ausbilders in einem Ausbildungslager. Sie ist in A) Geländesport, B) Körper-Ertüchtigung und C) Kleinkaliber-Gewehr-Übungen.
Von den vier Verbänden war die Hitler-Jugend (HJ) die wichtigste, denn die 14- bis 18-jährigen Jungen wurden auf ihren baldigen Einsatz als Soldaten vorbereitet..
Die Folgen
In einer Zeitung vom 26. Mai 1937 hieß es: „Bei den jüngsten Musterungen hat sich nun die überraschende Tatsache herausgestellt, daß an erster Stelle der typischen Leiden diejenigen der Füße stehen, die unter der Rubrik „Plattfuß“, „Knickfuß“ und so weiter verzeichnet werden; unter 100 Dienstpflichtigen des Jahres 1931 z.B. werden nicht weniger als 37, 38 unter dieser Rubrik aufgeführt.“*
In einer medizinischen Fachzeitschrift der damaligen Zeit wurde von der Beobachtung berichtet, dass bestimmte entzündliche Reizerscheinungen an den Füßen, die früher erst in den Lehrlingsjahren auftraten, nun bei Schülern und Schülerinnen zu beobachten waren. Die Orthopäden, die den Artikel verfassten, äußerten die Vermutung, dass den Jungen und Mädchen zu viel zugemutet wird durch lange Märsche auf harten Landstraßen, noch dazu mit schweren Lasten auf den Schultern.
Eine ähnliche Warnung ging von Professor Schede aus. Auf einer Tagung im Jahr 1937 berichtete er von Untersuchungen Jugendlicher. Sein Ergebnis: Bei 50 Prozent der Jugendlichen lägen Fußverletzungen vor, die die Gehfähigkeit beeinträchtigten. Nicht selten würden sich, so Professor Schede, sich die Probleme auf die Wirbelsäule ausweiten. Er empfahl kurze, intensive Beanspruchungen in leichten Schuhen. Vor den langen Beanspruchungen der Füße durch harte Märsche in schweren Stiefeln riet der Professor ausdrücklich ab. Der Marsch würde die jungen Menschen ruinieren und sei zur Leistungssteigerung völlig ungeeignet.*
Die Folge der harten Märsche war also, dass 37 Prozent der Jugendlichen wegen Fußverletzungen und -verformungen ausgemustert werden mussten und nicht mehr in den militärischen Dienst eintreten konnten.*
Quellen:
* Erika Mann: Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich. ro ro ro Verlag (9. Aufl.), Hamburg (2021), Seite 134ff.
** Zentner S. 151 f.
*** https://www.lwl.org/marsLWL/de
**** Brenda Ralph Lewis: Illustrierte Geschichte der Hitlerjugend 1922 - 1945. Die verlorene Kindheit., Tosa Verlag, Wien (2000).