Die Saar-Abstimmung
Die Vorgeschichte
Infolge der Niederlage im Ersten Weltkrieg verlor das Deutsche Reich viele Gebiete. Das kleine, im Westen liegende Saarland (800 000 Einwohner) gehörte dazu. Mit seinem hohen Eisenerz-Vorkommen war das Saarland eine Hochburg der Stahlproduktion, weswegen sein Verlust für das Deutsche Reich besonders schmerzhaft war.
Der Versailler Vertrag regelte den endgültigen Verbleib des Saarlandes nicht. Es sollte für 15 Jahre unter die Leitung einer Kommission gestellt werden, die wiederum von Frankreich geleitet wurde.
Frankreich erhielt außerdem für den Übergangszeitraum auch die Rechte an den Saar-Zechen. All das war für die Bürger des Deutschen Reiches höchst demütigend.
Nach dem Übergangszeitraum von 15 Jahren sollten die Saarländer per Volksabstimmung über das weitere Schicksal des Saarlandes entscheiden. Zur Auswahl standen:
- die Angliederung an Frankreich,
- die Rückkehr des Saarlandes ins Deutsche Reich und
- die Beibehaltung des derzeitigen Zustandes.
Wahlkampf
Die Abstimmung über den endgültigen Verbleib des Saarlandes fand zu Beginn des Jahres 1935 statt, lag also in der Regierungszeit der Nationalsozialisten. Schon seit der Machtübernahme 1933 widmeten sie der Saarland-Abstimmung große Aufmerksamkeit. Sie starteten eine massive Propagandakampagne. Verschiedene rechte Parteien schlossen sich im Saarland zur „Deutschen Front“ zusammen. Diese wurde vom Deutschen Reich finanziell unterstützt.
Das Ziel der NS-Regierung war ein hohes Votum der Saarländer für eine Angliederung ans Deutsche Reich. Dieses sollte den Siegermächten klarmachen, dass die Abtrennung des Saarlandes nie rechtmäßig war. Die „Deutsche Front“ startete unter der Losung „Deutsch ist die Saar, immerdar!“, in enger Zusammenarbeit mit Joseph Goebbels, eine Kampagne nach der anderen. Auf vielen Großkundgebungen wurde für die Rückkehr des Saarlandes "heim ins Reich" geworben. Emotional wurde auf diesen Veranstaltungen auch immer wieder an die Opfer des Ersten Weltkrieges und an die „Schmach von Versailles“ erinnert.
Im Saarland gab es auch warnende Stimmen. Personen, die schon aus dem Deutschen Reich geflohen waren, warnten vor politischer Verfolgung, vor Straßenterror und den Konzentrationslagern für den Fall. dass das Saarland dem Deutschen Reich angegliedert wird. Doch gegen die Propagandaschlacht der Nationalsozialisten kamen sie nicht an.
Kinder als Werbeträger vor der Saar-Abstimmung
Das Abstimmungsergebnis
Von den 540 000 Stimmberechtigten stimmten 90,5% für die Rück-Angliederung des Saarlandes ans Deutsche Reich. Für den Anschluss an Frankreich stimmten nur 0,4%.
Schon am 1. März 1935 wurde der Anschluss des Saarlandes vollzogen. Joseph Bürckel wurde zum Leiter des neu geschaffenen Gaus „Saarland“ bestimmt. Direkt nach der Angliederung setzte die Gleichschaltungspolitik im Saarland ein. Die Pressefreiheit wurde massiv eingeschränkt, politische Gegner wurde verfolgt. 8000 Bedrohte flohen direkt nach der Abstimmung aus dem Saargebiet.
Im Ausland gewann Hitler durch das klare Abstimmungsergebnis an Ansehen. Innerhalb der Reichsgrenzen brachte die Wahl für Hitler einen Sympathiezuwachs. Im ganzen Reich wurde die „Heimkehr der Saar“ gefeiert.
Feiernde Menschen in Berlin nach der Saar-Abstimmung
Briefmarke: Die Mutter Germania und ihre Tochter umarmen sich vor Freude über das heimkehrende Saarland vor der aufgehenden Sonne
Aufgaben:
1. Das Saarbegiet war relativ klein. Warum war es trotzdem für das Deutsche Reich bedeutsam?
2. Das Saargebiet liegt an der Grenze zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. Welche Regelung wurde für das Gebiet nach dem Ersten Weltkrieg getroffen?
3. Wie bereitete das NS-Regime den Wahlkampf vor?
4. Wie war das Ergebnis der Abstimmung?
5. Schätze ein, welche Wirkung das Ergebnis der Saar-Abstimmung a) in der deutschen Bevölkerung und b) im Ausland hatte.
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Quelle: LEMO und Wikipedia