Wohnen in der DDR

Inhalte von Youtube werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf “Zustimmen & anzeigen”, um zuzustimmen, dass die erforderlichen Daten an Youtube weitergeleitet werden, und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in unserer Datenschutz. Du kannst deine Zustimmung jederzeit widerrufen. Gehe dazu einfach in deine eigenen Cookie-Einstellungen.

Zustimmen & anzeigen

In der DDR gab es drei Möglichkeiten zu wohnen: 

  • zur Miete in einer Altbauwohnung
  • zur Miete in der Plattenbauwohnung und 
  • im Eigenheim.

 

Grundsätzliches

In der Verfassung der DDR war das Recht auf Wohnraum verankert. Dazu gehörte auch, dass niemand aus seiner Wohnung geworfen werden konnte. Wohnungsbau und Wohnraumvergabe folgten dem Prinzip der Planwirtschaft.
Der Staat baute und vergab Wohnungen und legte den Mietpreis fest. Dieser lag bei 1,25 Mark pro Quadratmeter. Jeder sollte nur einen kleinen Teil des Einkommens für Miete ausgeben. 

Wohnraummangel

Die wohnungstechnische Ausgangslage nach dem zweiten Weltkrieg war in Ostdeutschland eigentlich besser als in Westdeutschland. Im Westen waren 21% der Wohnungen komplett zerstört, im Osten waren es nur 10%. Im Westen verschlechterte sich die Lage durch die nicht abreißenden Flüchtlingsströme aus dem Osten - im Osten wurde dadurch theoretisch Wohnraum frei. Trotzdem herrschte vom Beginn bis zum Ende der DDR akuter Wohnraummangel.


1. Die Altbauwohnung

Zu Beginn der DDR gab es einen großen Bestand an Altbauwohnungen, meist gelegen in den Stadtzentren. Diese Wohnungen hätten zur Gründungszeit der DDR saniert werden müssen, um Kriegsschäden zu beseitigen und um die Wohnungen auf modernen Stand zu bringen. Das ist aber nicht passiert. Stattdessen änderte sich der Zustand der - schon 1949 veralteten - Wohnungen - bis 1989 nicht. 

 

Das bedeutet:

  • Die Wohnungen wurden mit Kohlen beheizt. Dafür wurden dem Mieter zweimal jährlich ein Haufen Kohlen vor die Tür gekippt, verbunden mit der Ansage, diese schnellstmöglich in den Keller zu schaufeln.
  • Nur wenige Zimmer waren mit einem Kohleofen ausgestattet.
  • Das Schlafzimmer war nicht beheizbar. Bedeutet Eisblumen an den Fenstern. Und zwar innen und außen! Denn…
  • Die Dächer und Fenster waren undicht.
  • Morgens war es in der Wohnung klirrend kalt (Ofen aus, Fenster undicht).
  • Es gab keine Dusche. Eventuell eine Badewanne. Diese musste man aber mit Wasserkrug befüllen.
  • Körperhygiene wurde maßgeblich an der Waschschüssel in der Waschküche erledigt.
  • Die Toilette befand sich im Treppenhaus und wurde von mehreren Mietparteien benutzt. Oftmals handelte es sich um ein Plumpsklo.

Berlin in den 80-er Jahren - ein paar Impressionen

In Dresden sah es nicht besser aus.

Der Erhalt der Altbautwohnungen wäre für die DDR einfach zu teuer gewesen. Da war es wesentlich lukrativer, die Innenstädte mit den Altbauten verkommen zu lassen und in der Nähe der neuen Industriezentren neue, genormte "sozialistische Wohnstädte" zu errichten. Doch die neu gebauten Wohnungen deckten nicht annähernd den Bedarf. Im Jahr 1970 kamen auf 76 000 neu gebaute Wohnungen 600 000 Wohnungssuchende.
1973 folgte endlich das groß aufgelegte "Staatliche Wohnungsbauprogramm". Während die DDR bisher versprach "Jedem eine Wohnung!", hieß der neue Werbeslogan nun: "Jedem seine eigene Wohnung!"

2. Die Plattenbau-Siedlungen

Das Plattenbauprinzip machte es möglich. Nach sorgfältiger Planung wurde in höchstmöglichem Tempo in allen Bezirken der DDR, an nahezu allen Stadträndern, Neubaugebiete errichtet. Diese waren manchmal so groß, dass sie zu eigenen Städten wurden. Im Neubaugebiet Halle-Neustadt lebten zum Beispiel fast 100 000 Menschen. 

Hier entsteht "Rostock-Dierkow" für 20 000 Menschen.

Hier entsteht Berlin-Friedrichsfelde.

Hoyerswerda

Keine Plattenbausiedlung ohne Wäscheplatz. 

Viel Beton und wenig Grün

Die Städteplaner haben es gut gemeint und an Markttische gedacht - natürlich in einheitlicher Beton-Optik. Das Problem: Es gab nichts zu verkaufen. Hier ist nur ein Blumenhändler zu sehen mit obligatorischer Schlange.

Stapelweise Einheitsplatten liegen bereit.

Ein zehnstöckiger Block ist fertig.

Eine hübsche Reihe ist entstanden.

Inhalte von Youtube werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf “Zustimmen & anzeigen”, um zuzustimmen, dass die erforderlichen Daten an Youtube weitergeleitet werden, und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in unserer Datenschutz. Du kannst deine Zustimmung jederzeit widerrufen. Gehe dazu einfach in deine eigenen Cookie-Einstellungen.

Zustimmen & anzeigen

Ein Original-DDR-Propagandafilm über "Halle Neustadt"

Eine Neubausiedlung sah aus wie die andere, ein Block sah aus wie der andere und eine Wohnung sah aus wie die andere - im ganzen Land.
Der Grundriss war in der Regel so gestaltet, dass es im Bad und in der Küche keine Fenster gab. Küche und Wohnzimmer waren durch eine „Durchreiche“ miteinander verbunden, damit etwas Tageslicht in die Küche fiel.
Die Wände innerhalb der Wohnungen waren zum Teil nur 5 cm dick. Auch die Wände zu den Nachbarn waren extrem hellhörig, so dass man oft die Gespräche in der Nebenwohnung verstehen konnte.

Im Wohnzimmer gab es eine riesige Fensterfront. Diese gab aber meist nur den Blick auf die gegenüberliegende Häuserfront frei. 

Beispiel eines Grundrisses (Zweiraumwohnung):

Die Plattenbauten entsprachen der Vorstellung von der klassenlosen Gesellschaft, denn in den Wohnungen sollten die Menschen der verschiedensten Bildungsniveaus Tür an Tür zusammenleben.
Die Wohnungen waren äußerst begehrt. Jeder war froh, eine Neubauwohnung zu bekommen. Ein eigenes Bad mit warmen Wasser, ein Balkon und eine Fernwärmeheizung waren für viele Menschen in den 1970er Jahren unvorstellbarer Luxus.

Zur Feier der dreimillionsten Wohnung kommt Staatsoberhaupt Erich Honecker persönlich vorbei. Eine objektive Zählung ergab, dass nicht mehr als 1,9 Millionen Plattenbauwohnungen gebaut wurden.

Trotz der großen Wohnungsbauoffensive blieb der Wohnungsmangel ein dauerhaftes Problem der DDR. 
Die Vergabe war streng geregelt und erfolgte nach ideologischen Gesichtspunkten - kinderreiche Familien und Schichtarbeiter wurden bei der "Wohnraumzuweisung" bevorzugt. Alleinstehende, Geschiedene und junge unverheiratete Paare hatten keine Chance, eine Wohnung zu bekommen. "Kommen Sie wieder, wenn Sie verheiratet sind und Kinder haben!", war die Aussage auf dem Amt. Die Folge: Um aus den engen Wohnungen bei den Eltern schnell rauszukommen, wurde mit 18 geheiratet und mit 19 das erste Kind bekommen. In der zugewiesenen Wohnung stellten nicht wenige Paare dann fest, dass sie so gar nicht zusammenpassten. 

3. Der Traum vom Eigenheim

Das private Eigenheim widersprach eigentlich dem Grundprinzip der DDR, jeglichen Privatbesitz durch Volkseigentum zu ersetzen. 

Trotzdem wurde der private Häuserbau schon 1958 von der SED genehmigt, allerdings sollte auch der Bau von Eigenheimen streng reglementiert werden und nach festgelegten Normen erfolgen. Viel Individualität und Gestaltungsfreiraum wurde den Hausbauern nicht gestattet.

Obwohl der Staat zum Bauen sogar zinsgünstige Kredite gewährte, wurden zwischen 1958 und 1968 gerade einmal 40 000 Einfamilienhäuser gebaut. Der Grund: fehlendes Baumaterial.

Aufgrund des Wohnraummangels startete die Regierung 1972 eine große Initiative zur Förderung von Eigenheimen. Da die Bauwirtschaft der DDR völlig überlastet war, gab es aber eine Auflage: Man bekam die Baugenehmigung nur, wenn man sich verpflichtete, mindestens 25% der Bauarbeiten in Eigenleistungen zu erbringen. Im Gegenzug bekamen die Bauherren zinsgünstige Kredite (bis zu 50 000 DDR-Mark).

Bauen ohne Baumaterial

Wer Baugenehmigung, Grundstück und Kredit erhalten hatte, für den begann nun ein Leidensweg. Denn wie sollte man bauen, wenn es kein Baumaterial zu kaufen gab? Egal ob Steine, Holz, Rohre, Dachziegeln, Fliesen oder Bad-Armaturen – zu jedem Baustoff konnte der Besitzer eines fertigen Hauses eine Abenteuergeschichte erzählen.

Die Fliesen hatte man getauscht, bei den Armaturen hat man einen Tipp bekommen, Holz hatte der Schwager in der Scheune bebunkert, Steine wurden aus dem Steinbruch herausgeschlagen und auf die Fenster hatte man monatelang gewartet. Wer kein Westgeld und keine Beziehungen hatte, für den konnte sich der Bau jahrelang hinziehen.

Manchmal hatte man einfach Glück. Der Hausbauer Klaus Witte erzählte: „"Die erste große Lieferung von Steinen bekamen wir Weihnachten 1978 einfach nur deshalb, weil in der Nähe ein Kalksandsteinwerk war. Und weil die Spree zugefroren war, konnten die Steine nicht wie geplant nach Westberlin transportiert werden. Da haben sie eben hier angerufen: Sie kommen doch immer und betteln um Steine... Da haben wir 21.000 Steine bekommen. Auf einen Schlag."

Weil man auch keine Handwerker bekam, war man gezwungen, weit mehr als die geforderten 25% selbst zu erledigen – mit Familie, Freunde und Bekannten. 

 

Das meistgebaute Eigenheim war das EW 58 (Einfamilienwohnung 58), welches 1958 konzipiert worden war. Das Haus wirkt sehr funktional und schmucklos. Die Wohnfläche lag bei ca. 70 Quadratmetern.