Unsere Nachnamen


Seit wann gibt es eigentlich Nachnamen?

Hatten Urmenschen schon Nachnamen oder ist das eine neue Erfindung?


Und was bedeuten sie eigentlich?

Dazu befragen wir den Nachnamen-Forscher Herrn Hasenfuß...

Aufgabe 11

Lies das Interview mit Professor Hasenfuß.

Herr Hasenfuß, gibt es eigentlich schon immer Nachnamen? Hatten auch Urmenschen schon welche?
Nein! Nachnamen gibt es noch nicht so lange. Sie sind im Mittelalter entstanden, vor ungefähr 900 Jahren. Vorher hatten die Menschen nur Vornamen. Das reichte früher völlig, um jemanden anzusprechen. Die Menschen lebten in kleinen Dörfern.
Nehmen wir mal den Namen "Konrad". In einem kleinen Dorf gab es erst nur einen Konrad. Alle im Dorf wussten, wer Konrad ist.
Aber auch damals gab es schon eine "Namensmode". Plötzlich wollten alle Eltern ihr Kind Konrad nennen. Da gab es dann auch in einem kleinen Dorf auf einmal mehrere Konrads...

Aaah, und dann bekam jeder Konrad einen Nachnamen?
Nein, noch lange nicht. Denn im Dorf kannte man sich ja. Man wusste, wo welcher Konrad hingehört. Zum Problem wurden die vielen gleichen Vornamen erst, als die ersten Städte entstanden. Da gab es in einer größeren Stadt plötzlich hunderte Konrads, wenn dieser Name gerade in Mode war... Und in einer Stadt kannten sich die vielen Leute gegenseitig nicht. Wenn da ein Gauner namens Konrad gesucht wurde, war es schwer, den richtigen Konrad zu finden...

Und wie löste man das Problem?
Man fing an, an jeden Namen eine typische Eigenschaft der Person anzuhängen. Einer war der kleine Konrad, der andere war Konrad, der Schmied. Oder man hat einen Konrad seinem Vater zugeordnet: Gerhards Konrad. Oder ein Konrad kam aus einer anderen Stadt, dann war das eben der Nürnberger Konrad . Oder er wohnte an einer besonderen Stelle im Ort, dann konnte er Kirchplatz-Konrad gerufen werden...

Für jeden wurde also eine typische Eigenschaft gefunden, um ihn von anderen zu unterscheiden. War die Eigenschaft dann automatisch der Nachname?
Nein, die Eigenschaften waren erst einmal nur Beinamen. Das führte aber dazu, dass in einer Familie jeder einen anderen Beinamen hatte. Das konnte in einer vierköpfigen Familie so ausgesehen haben:

  • die Mutter kam aus Kirchheim und wurde deshalb Kirchheim-Berta genannt,
  • der Vater war Köhler und hieß deshalb Konrad, der Köhler
  • der Sohn hatte welliges Haar und hieß Locken-Gunther,
  • die Tochter Sieglinde hatte einmal eine schmerzhafte Begegnung mit einer Kuh und hieß seitdem Kuhtritt-Sieglinde.


Eine Familie mit vier verschiedenen Beinamen?
Ja. Und wenn dann der Stadtschreiber alle Namen einer Stadt für die Steuer-Eintreibung aufschreiben musste, dann ist der fast verzweifelt... Da kam man schnell auf die Idee: In einer Familie müssen alle denselben Beinamen haben. Damit man eine Familie am gemeinsamen Nachnamen erkennen kann.

Und welcher Beiname wurde als Familienname ausgesucht? Also in der Beispiel-Familie hätte mir Kuhtritt am besten gefallen...
Wahrscheinlich wurde "Kuhtritt" aber leider nicht der Familienname. Meistens wurde der Beiname des Vaters der Familienname. Denn der Vater war das Familienoberhaupt.

Und wann bekam nun jede Familie einen Familiennamen?
Das war ein langer Prozess. In den Städten wurden die ersten Familiennamen schon im 12. Jahrhundert festgelegt. Auf den Dörfern dauerte das viel länger. Da wurden die letzten Familiennamen erst im 18. Jahrhundert eingetragen.

Dann fasse ich zusammen: Bis zum Mittelalter hatten die Menschen nur Vornamen. Dann kamen Beinamen dazu. Der Beiname des Vaters wurde dann der Nachname für seine ganze Familie. Und das dauerte ganze 600 Jahre!
So könnte man es sagen.

Und in jedem Familiennamen steckt eine kleine Geschichte. Er beschreibt eine typische Eigenschaft des Familienvaters...

Meistens ist das so. Allerdings ist es für uns Forscher heute oft schwer, die damalige Bedeutung des Namens herauszubekommen. Viele Wörter von damals kennen wir heute nicht mehr. Da können wir nur raten, was der Nachname mal bedeutet hat...

Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber... Sie haben ja auch einen lustigen Nachnamen.
Danke, das stimmt!

Wahrscheinlich haben Sie einen Vorfahren, der nicht gerade mutig war...
Das könnte sein. Entweder war mein Vorfahre sehr ängstlich und wurde deshalb "Hasenfuß" genannt. Oder er war sehr schnell auf den Füßen unterwegs. Es könnte aber auch sein, dass mein Vorfahre ein Jäger war, der Hasen gejagt hat. Da sind wir Forscher uns nicht ganz einig darüber.

Ach herrje, das ist ja kompliziert. Okay, Herr Hasenfuß. Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Aufgabe 12: 

Du hast das Interview gewissenhaft gelesen? Dann überprüfe dein Wissen mit dem folgenden Quiz.

Zur Vertiefung

Wir wollen noch etwas genauer überprüfen, wie im Mittelalter die Beinamen ausgesucht wurden, aus denen dann die Familiennamen wurden. Es gibt 6 Bedeutungsgruppen.

Klicke auf die Felder, um mehr über die Bedeutungsgruppen zu erfahren.


Bedeutungsgruppen: Wie wurden den Menschen Nachnamen "verpasst"?